Hund ohne Hüttetun & lassen

Der Hund liebt den Menschen und der Mensch liebt den Hund – seit über 30.000 Jahren. Aber was, wenn der Mensch so arm ist, dass er sich den Hund nicht leisten kann?

Text: Lisa Bolyos
Fotos & Kurzporträts: Nina Strasser

Hält der Hund den Kopf schief und zieht die Augenbrauen hoch, dann reagiert der Mensch verlässlich mit großen Gefühlen. Das ist Ergebnis einer Studie, für die vergleichbare Hunde in einem Tierheim gefilmt wurden, um die Reaktion des Menschen zu analysieren. «Und man hat festgestellt, es gibt nur einen Effekt: Wenn die Hunde besonders oft die Augenbrauen hochziehen, werden sie schneller adoptiert», sagt die Hundeforscherin Juliane Bräuer. Das Hunderl, sprich: «Hunterl», wie der Canis lupus familiaris in Wien gerne genannt wird, ist beim empathie- und geldspendenden Menschen oft beliebter als der armutsbetroffene Mensch selbst. Angeblich führt sein Konterfei am Zeitungscover auch zu erhöhten Verkaufszahlen. Wir vertrauen darauf!

Wie der Hund auf den Mensch kam.

Juliane Bräuer, studierte Biologin, ist Leiterin der Abteilung für Hundestudien am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. Ob es Zufall ist, dass ausgerechnet der Hund in der Menschheitsgeschichte zum Beziehungstier Nummer eins wurde, sei eine Frage, die die Forschung noch nicht vollständig beantworten könne. «Für die Domestikation eines Tieres gibt es ein paar Voraussetzungen, die der Hund klar erfüllt», dazu gehöre, dass das Tier sozial sei und in Hierarchien lebe. «Affen wurden nie domestiziert, obwohl das garantiert auch probiert wurde; genauso sind Zebras nicht domestizierbar.» Stand der Forschung der Hund-Mensch-Beziehung sei jedenfalls, «dass die Initiative nicht nur vom Menschen ausging. Der Wolf hat sich wohl in der Nähe menschlicher Siedlungen aufgehalten und den Müll gefressen, und so ist es zu einer schrittweisen Annäherung von beiden Seiten gekommen.» Hund und Mensch sind ihre historische Beziehung vor rund 30.000 Jahren eingegangen, und damit gut 20.000 Jahre früher als etwa Mensch und Ziege. Das Besondere: Die Beziehung ist beidseitig. «Wir mögen den Hund, und der Hund mag uns. Wenn man einen Hundewelpen zwischen Mensch und Hund wählen lässt, geht er zum Menschen – er bevorzugt uns gegenüber Artgenossen.»

Der Hund tut gut.

Auch mancher Mensch bevorzugt den Hund gegenüber Artgenossen. Zu Recht, denn der Hund liebt vorbehaltslos. Für viele Menschen, meint Bräuer, sei der Hund der einzige «verlässliche Sozialpartner». Je marginalisierter, je weiter weg von gesellschaftlicher Teilhabe und Anerkennung der Mensch ist, desto wichtiger und einzigartiger wird die Beziehung zum Hund. «Dem Hund ist egal, wie du aussiehst und wie erfolglos du dich fühlst.»
«Im Volksmund heißt es, der Hund ist der Therapeut seines Menschen», sagt Michaela Marschall, «und da ist was dran. Der Hund hat ein einzigartiges natürliches Gespür für Stimmungen und reagiert immer richtig. Das kann man bei Therapiehunden in der psychotherapeutischen Praxis besonders gut beobachten.» Marschall betreibt zwei Hundeschulen in Wien, in denen auch Therapiehunde ausgebildet werden. Jahrelang war sie mit ihren Hunden bei der Rettungshundestaffel der Feuerwehr Wien und fuhr mit ihnen zu Einsätzen im In- und Ausland. Einen Hund wollte sie schon als Kind haben, was die Eltern wegen der Wohnung «mitten in der Stadt» ablehnten. «Jetzt habe ich seit 35 Jahren eigene Hunde, und mit der Zeit haben sich daraus auch Berufsmöglichkeiten entwickelt.»
In der Therapiehundeausbildung werden Fähigkeiten des Hundes gestärkt, die er in der langen Geschichte seiner Domestikation entwickelt hat. «Ein Hund kann auch helfen, Blockaden zu lösen», sagt Marschall. «Bei Menschen, die sehr verschlossen sind, die nicht über ihre Probleme sprechen können, auch bei Demenzerkrankten, die sich ganz in sich zurückgezogen haben, kann man tolle Erfahrungen machen, dass sie wieder anfangen zu sprechen und auch mit der Außenwelt in Kontakt treten – über den Zwischenträger Hund.»

Der obdachlose Hund.

Dreimal die Woche öffnet die tierärztliche Versorgung im neunerhaus Ecke Margaretenstraße/Gürtel ihre Pforten. Rund 50 Tierärzt_innen und Assistent_innen bieten ihre Dienste hier ehrenamtlich an. Kommen kann, wer selbst ein Kleintier hat und beim Fonds Soziales Wien (FSW) wohnungslos gemeldet ist. Hier werden Impfung, Entwurmung, einfach Operationen und auch das verpflichtende Chippen angeboten. Wer nicht in die veterinärmedizinische Betreuung des neunerhaus fällt, wird weitergeleitet: Man kennt Kolleg_innen, die auch mal umsonst versorgen können, es gibt Kontakt zur Krone-Tierecke, die im Einzelfall Behandlungskosten übernimmt, und mit dem Mobilpass der MA 40 gibt es Ermäßigungen in der Universitätsklinik der Veterinärmedizinischen Universität.
Eva Wistrela-Lacek leitet die tierärztliche Versorgung und hat sie 2010 auch mitbegründet. «Ich habe einen Sozialbus der Caritas gesehen, bei dem obdach- oder wohnungslose Menschen angestellt waren, und viele hatten ihre Tiere dabei. Wie werden diese Tiere versorgt?» Nachfragen bei der Tierärztekammer und der Tierschutzombudsstelle ergaben, dass es einige Tierärzt_innen gäbe, die die Tiere von armen Menschen umsonst mitbetreuen. Aber es bräuchte mehr als das, fand Wistrela-Lacek: ein verlässliches Netzwerk, an das Leute sich bei Bedarf wenden können.
Seit der Gründung wurden im neunerhaus mehr als 5.000 Tiere behandelt. «Es ist eine schöne Sache, aber wie auch in meiner anderen Praxis hat man Hochs und Tiefs», sagt Wistrela-Lacek. Man freue sich mit der Frau, die ihre Katzen im Einkaufswagerl herumschiebt, man trauere mit dem alten Klienten, dessen betagten Hund man einschläfern müsse. «Von der Optik her kann ich die Tiere in der neunerhaus- und meiner privaten Praxis nicht unterscheiden», meint die Tierärztin. Die «Punkerpartie» etwa komme mit ihren drei, vier Hunden regelmäßig in die Margaretenstraße: «Das sind sehr soziale und sehr gut erzogene Hunde. Die sind gewöhnt, auf der Straße zu leben, da kann man sich nicht sonst wie aufführen.»
«Wenn man obdachlose Menschen mit ihren Hunden sieht, sind das oft die entspanntesten Tiere überhaupt», sagt auch Michaela Marschall, die für wenig oder kein Geld Hundetrainings für Menschen anbietet, die vom neunerhaus betreut werden. «Ein Hund braucht Auslauf, Abwechslung und eine enge Bindung zum Menschen. Die haben oft gerade Hunde von Wohnungslosen, weil sie 24 Stunden mit ihrem Menschen zusammen sind und ganz fürsorglich betreut werden. Ein Hund braucht keine große Wohnung.» «Solange der Hund nicht friert oder sehr großen Hunger hat, ist es für ihn unwichtig, wie arm oder reich der Mensch ist», bestätigt Juliane Bräuer. «Die Leute vergessen oft, dass 70 Prozent aller Hunde weltweit nicht mit Leine und in der Wohnung leben – und es geht den Hunden auf der Straße höchstwahrscheinlich oft besser als jenen, die acht Stunden am Tag alleine zu Hause sind.»

Erst kommt das Fressen …

Tier­patienten, die aufgrund der beschränkten Zuständigkeit nicht im neunerhaus versorgt werden, trifft auch Sonja Moldaschl bei ihren Hausbesuchen. «Das Problem ist, dass Leute, die nicht mehr auf der Straße leben, zwar nicht unbedingt mehr Geld zur Verfügung haben, aber aus der tierärztlichen Betreuung im neunerhaus rausfallen.» Kleine Behandlungen können immer wieder über Spendeneinnahmen von Moldaschls Verein finanziert werden.
Den Verein «Pfotenmarkt auf Rädern» hat Moldaschl vor rund fünf Jahren gegründet. Der Pfotenmarkt ist dem Hund, was dem Menschen die Wiener Tafel ist – mit dem großen Unterschied, dass es für den Selbstwert des Hundes egal ist, ob er das Futter aus dem Biosupermarkt bezieht oder geschenkt bekommt. Er kennt nicht die gesellschaftliche Anerkennung dafür, Geld ausgeben zu können, und muss sich also auch nicht genieren, dass er (oder sein Mensch) auf Spenden angewiesen ist.
Sonja Moldaschl «hatte das Glück, in Wien in einem großen Haus mit Garten aufzuwachsen», in dem es vom Hendl bis zum Hund immer Tiere gab. «Und so ist es mir in die Wiege gelegt worden, ein Tiermensch zu sein.» Aber Moldaschl hat nicht nur was für Tiere übrig. Sie sieht, dass Haustiere gerade in der Anonymität der Großstadt gegen Einsamkeit helfen, und sie möchte dafür sorgen, dass Menschen auch in der Altersarmut und in finanziellen Krisen ihre Tiere behalten können. «Es wäre fatal, wenn der Mensch dann auch noch das Tier abgeben muss.» Und fatal fände Moldaschl auch, wenn Tiere aufgrund der Armut der Menschen im Tierheim landen.
Vierzehn Freiwillige beliefern etwa achtzig Pfotenmarkt-Klient_innen – beziehungsweise ihre rund 100 Katzen, 60 Hunde «und ein paar Vogerl und Nager». Durch Corona und die damit einhergehende Verarmung wachse die Kundschaft an. Voraussetzung, um über den Pfotenmarkt gespendetes Tierfutter zu beziehen, ist der Nachweis, dass man unter 1.000 Euro Monatseinkommen hat – Beihilfen werden nicht miteinberechnet. Die Klientel komme «über Mundpropaganda», auf Empfehlung des Sozial­amts oder der Betreuer_innen in Notschlafstellen und Pensionistenheimen und wird frei Haus beliefert. Mol­daschls nächstes Etappenziel ist, Räume zu finden, in denen Tierfutter einmal monatlich zur Abholung ausgegeben werden kann – um auch jenen Leuten in Armut ein niederschwelliges Angebot zu machen, die auf der Straße leben und die sie jetzt noch nicht erreicht.

Der Hund hält gesund.

«An apple a day keeps the doctor away», aber rundum gesund hält nur der Hund. Er beruhigt den Kreislauf, sorgt für Bewegung und lindert die Einsamkeit. Studien belegen, dass im Zusammensein von Mensch und Hund Oxytocyn ausgestoßen wird, ein Hormon, das bei Bindungen aller Art eine tragende Rolle spielt. Erwiesen ist außerdem der blutdrucksenkende Effekt des Hundes – und zwar nicht erst durchs Streicheln, sondern allein durch seine Anwesenheit.
Auch über einen Umweg kann der Hund dazu beitragen, dass der Mensch gesünder lebt: «Wer sich um wen anderen kümmert, kümmert sich auch eher wieder um sich selbst», meint die Tierärztin Eva Wistrela-Lacek. Die Klient_innen bringen ihre Tiere ins neunerhaus und schöpfen Vertrauen, dass hier etwas Sinnvolles passiert, etwas, das hilfreich ist und nicht bevormundend. «Und sie fangen dann oft an, auch die humanmedizinischen Angebote in Betracht zu ziehen.» Mit der gesundheitlichen Versorgung der Tiere gehe außerdem einher, dass sich mehr Einrichtungen für Menschen mit Haustieren geöffnet hätten, sagt Wistrela-Lacek: «Für die Einrichtungen ist es von Vorteil, wenn sie sichergehen können, dass die Tiere gesund sind.»
Mussten wir vor fünfzehn Jahren im Augustin noch berichten, dass es in Wien kaum Häuser der Wohnungslosenhilfe gab, in die ein Hund mitkommen durfte (Nicht ohne meinen Arco, Augustin Nr. 213), so hat sich die Situation stark entspannt. Eine ganze Reihe Häuser von Obdach Wien, das Haus St. Josef der Caritas, die Einrichtungen vom neunerhaus, die Notschlafstellen der VinziRast erlauben, dass der Hund seinen Menschen begleitet. Eine Entlastung für alle – denn wenn der Hund draußen bleiben muss, entscheidet sich sein Mensch meist mit ihm für die Obdachlosigkeit.

Links & Literatur
Hundeschulen:
www.hundezentrum-wien.com, https://project-canis.at
Hundestudien Max-Planck-Institut:
https://doglab.shh.mpg.de
Juliane Bräuer, Juliane Kaminski: Was Hunde wissen
Springer Verlag 2020
Pfotenmarkt auf Rädern: www.pfotenmarkt.org
Tierärztliche Versorgung neunerhaus:
www.neunerhaus.at/hilfe/tier

 

Clinton und Happy ­(12 Jahre)

«Ich fühle eine innere Verbindung zu ihm»

Ich liebe Hunde. In Nigeria hatte ich zwei Stück. Also habe ich mir, nachdem ich 2004 nach Österreich gekommen war, wieder einen Hund gewünscht. Eines Tages bin ich einem Händler begegnet, der Welpen angeboten hat. Allerdings konnte ich mir keinen leisten und war deshalb sehr traurig. Wahrscheinlich war es Schicksal, dass ich einige Stunden später Happy getroffen habe. Er war damals eineinhalb Jahre alt und vor einem Geschäft angebunden und bellte mich an. Eine Frau hat mich angesprochen und gefragt, ob ich den Hund haben möchte. Sie würde zurück nach Rumänien gehen und könne ihn nicht mitnehmen. Sie verlange auch kein Geld. Ich konnte das kaum glauben. Zuerst habe ich mir Happys Dokumente zeigen lassen. Dann hat sie sich meine Wohnung angesehen. Da merkte Happy, was passieren würde und wurde ganz still. Die Frau hat geweint. Ich habe ihr versprochen, gut für Happy zu sorgen.
Ich fühle eine innere Verbindung zu ihm, mehr als zu Menschen. Er bedeutet Wahrheit, Glück und Sicherheit für mich. Er fühlt, ob ich ärgerlich bin. Dann sieht er mich fragend an, und ich erzähle ihm, was passiert ist. Wenn ich glücklich bin, bringt er mir einen Ball, damit ich mit ihm spielen kann. Er liebt Fußbälle, die er aber oft zerbeißt. Darum sind wir auf Tennisbälle umgestiegen. Wenn wir irgendwo zu lange bleiben, wird ihm langweilig. Er beschwert sich dann. Deshalb nehme ich ihn nicht zum Augustin-Verkaufen mit. Wie ich mag er afrikanisches Essen. Manchmal koche ich Reis, Gemüse und Fleisch für uns beide. Natürlich bekommt er auch Hundefutter. Wenn ich weiß, dass es irgendwo ein Sonderangebot gibt, kaufe ich einen Vorrat ein. Manchmal stinkt Happy. Dann wasche ich ihn und sprühe ihn mit Hundeparfum ein.
Jetzt ist er schon sehr alt, und ich muss seine Ohren und Augen viel mehr pflegen. Er muss außerdem öfter zum Tierarzt. Wer sein Tier liebt wie ich, wird niemals über die Kosten nachdenken. Trotzdem bin ich froh, dass ich ein Ehepaar gefunden habe, das mich unterstützt und sich auch um ihn kümmert. Die beiden haben ihn krankenversichert und nehmen ihn auf ihre Wanderungen mit. Ich glaube, dass Happy damit sehr happy ist.

 

Andreas und Daisy (9 Jahre)

«Ohne Daisy wäre ich einsam»

Daisy ist meine beste Freundin. Ohne sie wäre ich einsam und würde nicht so viel Bewegung machen. Spazierengehen ist für mich wichtig, da ich zuckerkrank bin. Selbstverständlich bade ich sie regelmäßig und schneide manchmal ihr Fell. Ist es draußen kalt, ziehe ich ihr eine Jacke an, wenn es regnet, einen Regenmantel.
Vormittags verkaufen wir manchmal in der Mariahilfer Straße den Augustin. Das gefällt Daisy, weil ihr die Kunden manchmal Hundeleckerlis geben. Noch lieber mag sie die Schnitzelsemmel, die ich mit ihr teile.
Als ich einmal drei Wochen im Krankenhaus war und sie woanders wohnen musste, hat sie nichts gefressen. Seitdem waren wir aber nie wieder getrennt. Von meinen 860 Euro Pension zahle ich Miete, Strom, Heizung, Essen und was ich sonst zum Leben brauche. Daisy kostet mich im Sommer etwa 100 Euro im Monat, im Winter fast doppelt so viel, da sie dann viel mehr frisst. Manchmal bekomme ich aber von der Organisation Animalfriends Hundefutterspenden. Außerdem zahle ich um 10 Euro im Monat eine Versicherung, die die Hälfte der Tierarztkosten übernimmt. Daisy ist auf alle Hundekrankheiten geimpft und kerngesund.
Seit sie acht Monaten alt war, lebt sie bei mir. In unserer Beziehung ist einmal sie und einmal ich der Chef. Sie folgt zwar auf Sitz und Platz, kann Pfote geben und Männchen machen, aber wenn sie nicht bekommt, was sie will, ist sie beleidigt. Meistens möchte sie ein Leckerli oder gestreichelt werden. Ich finde es schade, dass manche Leute keine Tiere mögen. Auch zu uns sagen manche, dass Hunde nicht in die Stadt gehören. Aber ich weiß, dass meine Daisy glücklich ist.

 

Alfred und Lilo (7 Jahre)

«Es ist schön, dass jemand würdigt, dass es mich gibt»

Ich habe Schulden und eine geringe Pension. Also muss ich mit sehr wenig Geld auskommen. Um etwas dazuzuverdienen, verkaufe ich den Augustin in Lokalen, und Lilo begleitet mich. Meine Kunden sind ganz narrisch auf sie, und das ist gut für das Geschäft. Dank Lilo konnte ich mir sogar eine neue Dusche leisten, die ich allerdings noch einbauen muss.
Lilo kostet mich nicht viel. Ich habe sie in meine Haushaltsversicherung aufgenommen und zahle 72 Euro pro Jahr Hundesteuer und einmal im Jahr den Tierarzt. Futter bekommen wir meistens von Kunden geschenkt. Ich bin schon Lilos dritter Besitzer. Sie ist mein erster Hund. Als ich sie vor zwei Jahren von einer Familie übernommen habe, hatte ich noch nicht viel Ahnung, wie ich mit Lilo umzugehen habe. Wir haben eine zweiwöchige Testphase ausgemacht, um zu sehen, ob wir uns vertragen. Sie war ängstlich und hat mich gleich einmal gezwickt. Aber dann ist sie zutraulicher geworden, und so habe ich 250 Euro gezahlt, damit sie bleiben kann.
Am Anfang hat sie furchtbar geweint und gejault, wenn ich die Wohnung ohne sie verlassen habe. Die Nachbarn haben sich beschwert. Deshalb habe ich mir um 80 Euro eine Stunde bei einer Tiertrainerin geleistet und seitdem viel mit Lilo geübt. Sie wartet jetzt brav in ihrem Körbchen, wenn ich Besorgungen machen muss, und freut sich, wenn ich nach Hause komme. Es ist schön, dass jemand würdigt, dass es mich gibt. Obwohl sie so klein ist, fühle ich mich mit ihr sicherer. Lilo ist sehr mutig und würde mich verteidigen. Sie hat ihren eigenen Charakter. Ihr ist nicht jeder Mensch sympathisch und auch nicht jeder Hund. Manchmal keift sie eben. Trotzdem ist sie sehr zutraulich und holt sich viele Streicheleinheiten. Weil wir viel spazieren gehen, habe ich schon 20 Kilo abgenommen. Ich glaube, Lilo ist genauso froh wie ich, dass wir uns gefunden haben. Ich würde sie niemals hergeben.

 

Lyubov-Anna und Luna (5 ½ Jahre)

«Sie ist geduldiger als jeder Mensch»

Luna gibt mir so viel Zufriedenheit, Ruhe und Glück. Sie weiß immer, wie es mir geht. Bin ich glücklich, ist sie es auch. Bin ich traurig, tröstet sie mich. Sie war winzig klein, als ich sie mit acht Wochen gekauft habe. Ich habe den ganzen Tag mit ihr geredet und ihr so die wichtigsten Wörter beigebracht. Leine, Beißkorb und so weiter. Sie versteht alles, was ich sage. Obwohl sie nichts lieber macht, als mit anderen Hunden zu spielen, schaut sie mich zuerst fragend an, ob ich es ihr erlaube. Sie ist extrem intelligent und geduldiger als jeder Mensch. In der Früh wartet sie, bis ich aufstehe. Außerdem ist sie sehr neugierig. Wenn wir in ein Geschäft gehen, muss sie in allen Taschen nachsehen, was drinnen ist. Sie badet gerne, und zwei Mal im Jahr gehen wir zum Hundefriseur. Ich tue alles, damit sie zufrieden ist und gesund. Ich koche für uns beide frisch, meistens verwende ich dafür nur einen Topf. Ihr Teil bleibt einfach ungewürzt. Buchweizen mit Fisch und Fleisch mag sie am liebsten, aber sie mag auch Nüsse, Bananen und Topfen.
Ich gebe im Monat 200 Euro für Luna aus. Derzeit kommen weitere Kosten dazu. Sie hat eine angeborene Patellaluxation. Deshalb hatte sie bereits eine Operation, bald soll sie eine zweite bekommen. Mit Medikamenten, Röntgen und Untersuchungen kostet das jeweils rund 2.000 Euro. Ich zahle das in Raten und arbeite viel, indem ich den Augustin am Westbahnhof verkaufe. Menschen, die ich kenne, helfen mir zusätzlich. Luna soll keine Schmerzen haben, das ist mir das Wichtigste. Sie ist meine Familie, sie ist mein Schatz. Ich liebe sie über alles.

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