«Ich lege gerne falsche Fährten»Artistin

Die Wiener Autorin Ursula Poznanski führt mit ihren Thrillern regelmäßig die Bestsellerlisten an. Auch unsere AUGUSTIN-Schulpraktikantin, die selbst eine Karriere als Schriftstellerin anstrebt, ist Poznanskis Geschichten verfallen – und hat ihre Lieblingsautorin kurzerhand zum Gespräch getroffen.

Interview: Irina Regen
Foto: Carolina Frank

War Autorin schon immer Ihr Berufswunsch?

Als Teenager hat es sich alle zwei Wochen verändert, was ich gerne werden möchte. Autorin ist dabei auch einmal kurz vorgekommen, aber es war nicht so, dass ich intensiv darauf hingearbeitet hätte, weil ich sehr lange dachte, dass mir die Ausdauer fehlt und ich nicht den Nerv habe, wirklich 400 Seiten durchzuschreiben. Ich war dann sehr lange Zeit Journalistin und bin erst langsam ins Bücherschreiben rübergerutscht.
Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Bücher?
Es kann sein, dass ich irgendwo ein Bild sehe, einen Artikel lese, dass aus einem Gespräch eine Idee entsteht … es gibt keinen goldenen Weg, der jedes Mal funktioniert. Und: Die Idee ist nur der Anfang, der Anstoß – bis eine Geschichte daraus wird, muss ich noch viel nachdenken.

Warum schreiben Sie ausgerechnet Thriller?

Ich lese selbst sehr gern Spannungsromane und ich mag Geschichten, die sich um ein Rätsel drehen. Ich lege gerne falsche Fährten und verstecke die richtigen. Da bietet sich das Genre des Krimis am besten an.
Sind Sie im Großen und Ganzen mit Ihrem Beruf zufrieden?
Sehr! Bis auf die stressigen Phasen ist alles daran toll. Stressig sind die Deadlines – ich weiß zum Beispiel, ich muss in spätestens eineinhalb Monaten einen Roman abgeben und es fehlt noch wirklich viel; aber auch das gehört dazu. Grundsätzlich denke ich, Bücherschreiben ist für jemanden, der gern schreibt, einer der besten Jobs.

Ihre Bücher haben immer ein realistisches Ende. In «Thalamus» können die Figuren jedoch Gedanken lesen. Denken Sie, dass so etwas in Zukunft möglich sein wird?

Worum es dabei geht, ist ja eine technische Frage, an der tatsächlich gearbeitet wird, wenn auch nicht in dem Ausmaß, in dem ich es beschreibe, sondern für rein medizinische Zwecke. Es gibt aber Zukunftsforscher, die sich vorstellen können, dass das, was ich beschreibe, machbar wird: dass sich eine Art Cloud bildet, sich vernetzt und wie ein WLAN-System funktioniert. Wenn ich denke, eine technische Entwicklung könnte irgendwann machbar sein, übernehme ich sie quasi sofort in meine Geschichte. Was ich schreibe, ist also nicht Fantasy und auch nicht Science-Fiction, sondern etwas, woran bereits gearbeitet wird, ein ganzes Eck weitergesponnen.

Haben Sie ein Vorbild?

Ein Vorbild zu haben würde für mich bedeuten, dass ich so zu schreiben versuche wie XY. Das tu ich nicht. Aber es gibt natürlich eine Menge Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die ich sehr bewundere und deren Bücher ich ganz, ganz toll finde.

Mit Ihren Büchern sprechen Sie viele Jugendliche, die ich kenne, sehr an.
Das ist schön!

Wie können Sie so genau wissen, was Jugendliche gerne lesen?

Genau wissen kann ich es eh nicht. Ich kann versuchen, es zu erahnen, aber im Prinzip schreibe ich Geschichten, die ich selber spannend finde, und ich habe mein 16-, 17-jähriges Ich noch ziemlich gut im Kopf. Ich weiß, worauf ich damals angesprungen wäre, und das sind häufig die Sachen, auf die ich heute noch anspringe. Ich abstrahiere also viel weniger, als man denken würde.
Jugendbücher schreibe ich, weil ich die Jugend eine sehr spannende Zeit im Leben finde. Eine Zeit, in der man sich permanent extrem und vielfach verändert. Es ist quasi egal, ob man 32 oder 34 ist, aber es ist ein Riesenunterschied, ob man 12 oder 14 ist. In dieser Zeit macht sich so viel auf, man beginnt, erste Entscheidungen zu treffen und der Mensch zu werden, der man als Erwachsener ist. Einflüsse wirken in dieser Zeit stärker als später. Darum ist es für mich sehr spannend, Handlungen auch bei Menschen anzusiedeln, die selber gerade in dieser Zeit der «Wandlung» stecken. Und wenn ich für Jugendliche schreibe, kann ich meine Fantasie ein bisschen weiter spielen lassen als in Büchern für Erwachsene.

Lesung:
Ursula Poznanski: Cryptos (Jugendthriller)
Mi, 7. Oktober, 19 Uhr
Bücherei Weisselbad, 21., Brünner Str. 27
Bitte um Voranmeldung: weisselbad@buechereien.wien.at
Tel.: (01) 4000 21 161