Ich liebe das Grätzellebentun & lassen

Foto: © Mario Lang

Augustinerin Yara Coca Domínguez

Nahe meiner Wohnung war vor einem Hofer, den es nicht mehr gibt, jahrelang dieselbe Dame, die den Augustin verkauft hat. Ich liebe das Grätzelleben, und da hat sie dazugehört. Sie verkauft noch immer den Augustin, aber ich komme an ihrem neuen Standplatz nicht oft vorbei. Hier im Vertrieb habe ich sie aber schon getroffen. Die Aufgaben, die ich hier mache, habe ich vorher teilweise schon gemacht, Administration, Büroarbeit, Ein- und Ausgabenrechnung kannte ich. Buchhaltung ist neu für mich. Mir macht aber die Herausforderung Freude.
In Spanien, wo ich herkomme, habe ich Umweltwissenschaften studiert. Als ich das Studium abschloss, war ich schon in einer langjährigen Liebesbeziehung mit einem Österreicher und ich dachte, ich beginne mein Berufsleben gleich hier in Österreich. Durch eine Freundin meines damaligen Partners erfuhr ich von der Arche Noah, die jemand für den Vermehrungsgarten suchte. Da waren Deutschkenntnisse nicht so wichtig. Meine ersten deutschen Wörter waren Pflanzennamen. Später war ich u. a. im Shop tätig und schließlich habe ich Führungen durch den Schaugarten gemacht. Dort habe ich Ursula Taborsky kennengelernt, die dabei war, den Verein Gartenpolylog – Gärtner:innen der Welt kooperieren zu gründen. Sie hat mich gefragt, ob ich mich nicht dazu gesellen möchte. Somit bin ich Mitgründerin von diesem wunderbaren Verein geworden, bei dem ich zehn Jahre lang tätig war. Es war eine spannende erfüllende Zeit, aber da war ich halt selbstständig.
Als meine Beziehung in die Brüche gegangen ist und ich mich getrennt habe, hatte ich zwei kleine Kinder und wollte einen beruflichen Wechsel. Notwendigerweise auch eine Anstellung, damit ich ein regelmäßiges Einkommen habe. Vier Jahre lang war ich bei der VHS Brigittenau in der Kund:innenbetreuung, ich hab das sehr gern gemacht. Bis Corona gekommen ist. Da gab es Kürzungen und die jüngst angestellten Kolleg:innen wurden gekündigt, darunter ich. Dann war ich kurz arbeitssuchend und fand eine Stelle beim Mauthausen Komitee Österreich in der Büroassistenz. Als es nicht mehr gepasst hat, entschied ich mich weiterzugehen und ich habe mich u. a. beim Augustin beworben.
Ich habe einen Ort, wo ich gärtnern kann. Kein Gemüse, weil das braucht extrem viel Pflege und das geht nicht in einem Garten, wo ich nur am Wochenende sein kann. Ich habe meine Kräuter. Ich liebe es die Natur zu beobachten, es gibt keine bessere Lehrerin. Und sie ist überall. Auch in der Stadt. Ich bewundere jede Pflanze, die zwischen dem Asphalt wächst.

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