Ich sorge für allestun & lassen

Augustinverkäuferin Mioara

Ich bin seit 2010 hier und habe fünf Jahre lang Zeitungen verkauft. Aber 2016 hatte ich einen schweren Unfall. Mein Mann ist dadurch ums Leben gekommen, und ich selbst wurde schwer verletzt. Auch wenn ich jetzt länger als eine Stunde stehe, tun mein Rücken und meine Beine weh. Deswegen habe ich mir einen Stuhl besorgt, damit ich den Augustin vor dem Spar wieder in Ruhe verkaufen kann. Ich freue mich wirklich, dass ich hier Kolleg_innen und Freund_innen gefunden habe. Wir kennen uns gut, und ich kann mich mit ihnen austauschen und von meinen Problemen erzählen. Sie muntern mich auf und unterstützen mich. Das hilft mir sehr.
Wenn ich finanziell die Möglichkeit hätte, würde ich lieber in Rumänien wohnen. Mein Leben hier in Österreich gefällt mir natürlich auch, aber ich vermisse mein Zuhause. Das ist für mich sehr wichtig. Deswegen kann ich hier nicht länger als zwei Monate bleiben, ohne immer wieder zwei, drei Wochen nach Hause zu fahren. Ich wohne auf dem Land. Das Haus ist nicht besonders groß, eigentlich nur das Minimum. Der Hof ist größer, und es gibt verschiedene Bäume und Wiesen. Ich sorge für alles und bereite mich immer vor, für den kommenden Winter und Sommer. Für den Winter sammle ich Holz, für den Sommer baue ich Gemüse an. Im Wald sammle ich Pilze und Blumen, die verkaufen wir dann auf dem Markt. Das hilft uns, über die Runden zu kommen. In Rumänien bekomme ich keine Staatshilfe, weil ich dort nicht ständig wohne. Aber mit dem, was ich hier verdiene, kann ich meinen Kindern ein gutes Leben ermöglichen und die Nebenkosten decken. Auch wenn ich das alles alleine tue. Das ist tatsächlich schwierig.
Meine vier Kinder sind meine größte Unterstützung. Sie sind alle hier mit mir. Sie sind gesund und gehen zur Schule, aber jetzt mit der Pandemie ist es schwierig. Der Alltag sieht ähnlich aus wie früher. Ich gehe verkaufen und komme gegen vier Uhr zurück, die Kinder sind viel zuhause. Wenn ich heimkomme, bin ich sehr beschäftigt, denn dann muss ich kochen. Ich schaue mir gerne verschiedene Sendungen im Fernsehen oder auf YouTube an. Manchmal auch die Nachrichten, damit ich weiß, was gerade in der Welt los ist. Ich höre gerne rumänische christliche Musik, denn ich bin sehr gläubig, wie meine Eltern. Singen ist ein großer Teil unserer Religion. Mein älterer Bruder betreut ein Gebetshaus, und wir versammeln uns dort zwei Mal in der Woche, um zu singen. Das gibt mir Kraft. Ich wünsche mir für mich selbst die Möglichkeit, später in die Rente zu gehen. Für meine Kinder wünsche ich mir, dass sie selbstständig werden und es besser im Leben haben.

Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Mario Lang

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