Ich war ein «U-Boot»Augustiner:in

Foto: © Mario Lang

Augustiner Anton Spenger

Ich bin seit sieben Jahren beim Augustin und verkaufe im 21. beim Theumermarkt 1. Immer dabei ist meine Hündin Xenia. Zum Augustin bin ich durch Alfred, einen Freund, gekommen. Der ist auch Augustin-Verkäufer. Ich habe ihn auf der Straße angesprochen, als er den Augustin verkaufte, und so haben wir uns angefreundet. Wir helfen uns gegenseitig immer aus. Ich verkaufe Mittwoch bis Sonntag. Montag und Dienstag nehme ich mir frei, da auf meinem Platz an diesen Tagen nichts los ist. Ich habe dort über die Pfarre sehr viele Stammkund:innen, und auch keine Probleme, da mich der Pfarrer kennt. Der Augustin bietet mir eine finanzielle Unterstützung, um über die Runden zu kommen. Ich darf aufgrund meiner Gesundheit nicht mehr arbeiten, diese wird auch immer schlechter. Im Sommer verkaufe ich weniger, da kann es auch ganz schön hart werden. Leute haben selbst weniger Geld als früher, und das spürt man auch. Die drei Euro sind für viele zu viel. Viele haben kein Bargeld mit, deshalb ist es gut, dass wir mit dem neuen Ausweis auch bargeldlos verkaufen können.
30 Jahre bin ich jetzt schon in Wien, ich komme eigentlich aus Mödling. Dort hatte ich einen geschützten Arbeitsplatz, der hat mir nicht mehr getaugt. So bin ich nach Wien auf die Straße gegangen und habe auf der Donauinsel geschlafen. Ich hatte keine Papiere oder Dokumente, die sind alle verloren gegangen. Ich bezeichnete mich selbst als staatenlos zu der Zeit, ich war auf gut Deutsch ein «U-Boot». Ich musste dauernd schauen, dass ich nicht in eine Kon­trolle von der Polizei rutschte. Wahrscheinlich hätten sie mich dann mitgenommen. Gott sei Dank ist das nicht passiert. Dann habe ich Pater Georg Sporschill kennengelernt. Mit seiner Hilfe und über den Canisibus habe ich zuerst eine Caritas-Startwohnung gefunden. Die ist dann zu einer Gemeindewohnung umgewandelt worden, in der ich jetzt noch immer wohne. Ich bin sehr dankbar dafür. Ich bin gelernter Gärtner, aber eher Landschaftsgärtner, meine Zimmerpflanzen gehen meistens ein.
In meiner Freizeit bin ich viel mit Alfred unterwegs und bin außerdem Ehrenmitglied der HOSI Wien (Homosexuelle Initiative Wien). Seit 25 Jahren bin ich in der HOSI und habe dort viele Freunde kennengelernt. Ich arbeite ehrenamtlich beim Regenbogenball und bei der Regenbogenparade mit. Zusätzlich gehöre ich zur HOSI-Theatergruppe. Im März 2025 treten wir wieder auf. Am 21. September feiert die HOSI ihr 45-jähriges Bestehen mit einem Straßenfest beim Café Gugg.

PROTOKOLL: MATTHIAS JORDAN

FOTO: MARIO LANG

Translate »