«Ich will gerne in der Wohnungslosenhilfe arbeiten»tun & lassen

Ausbildung für ehemals Obdachlose

«Ich war zweieinhalb Monate unter Anspannung, bis die Zusage gekommen ist», erzählt Herr Wurst, AUGUSTIN-Autor und vormals -Verkäufer. Seit Februar absolvierte er den Peer-Lehrgang vom neunerhaus, bei dem 20 ehemals wohnungslose Menschen ausgebildet wurden, um selbst in der Wohnungslosenhilfe zu arbeiten. Eigentlich ein logisches Konzept: Ehemals Betroffene helfen anderen Betroffenen – in anderen Bereichen längst etabliert. Herr Wurst war selbst jahrelang in prekären Wohnverhältnissen. Immer wieder hat er im AUGUSTIN darüber berichtet. Groß war deshalb seine Freude über die Zusage: «2018 hab ich alles richtig gemacht. Ich hab eine Wohnung bekommen, meine Zähne gemacht und eine Ausbildung dazu.»
Acht Monate dauerte der Lehrgang, in sieben Modulen habe er «viel über Kommunikation» gelernt, immerhin «das wichtigste Tool in sozialen Jobs», erklärt Herr Wurst. Sonst ging es um psychische und Suchterkrankungen, die Vielfalt in der Gesellschaft und dergleichen. Ein Teil des Wissens wurde in Lerngruppen selbst erarbeitet. Auch ein Praktikum war verpflichtend, das Herr Wurst in einem Tagestreff der Heilsarmee für junge Leute mit psychischen Erkrankungen absolviert hat. In Summe war die Ausbildung «sehr interessant», erzählt er, aber «die Module hätten gerne länger sein können». Das Interesse an den ersten ausgebildeten Peers sei im Wohnungslosenbereich zwar groß, eine Jobgarantie ist das aber nicht. Noch ist unklar, wie‘s bei Herrn Wurst weitergeht. Elisabeth Hammer vom neunerhaus erwartet jetzt die Ausschreibungen der Sozialeinrichtungen zur Peer-Arbeit. «Dort können sich die Absolvent_innen dann bewerben», so die Geschäftsführerin.
Motiviert ist Herr Wurst jedenfalls: «Ich will gerne in der Wohnungslosenhilfe arbeiten. Auch wenn es eine traurige Materie ist, da hab ich die Möglichkeit, Menschen zu helfen.»
Bereits jetzt ist der nächste Lehrgang in Planung. Ab Jänner 2020 sollen weitere 20 Menschen als Peers ausgebildet werden.

Foto: neunerhaus

www.neunerhaus.at

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