Ich will so bleiben, wie ich bintun & lassen

Augustinerin Laura-Corina

Ich habe mich entschieden, den Augustin zu verkaufen, um für meine Familie zu sorgen. Anfangs wusste ich gar nichts vom Augustin, aber ich habe die anderen Verkäufer:innen auf der Straße bemerkt und mich darüber informiert, wie man einen Augustin-Ausweis bekommt. Die Leute in der Gegend mussten sich erst an mich gewöhnen, aber jetzt ist es leichter und ich verkaufe meistens alle meine Zeitungen.
Ich habe vier Kinder; sie sind alle in Rumänien und ich sehe sie nicht so oft. Ab und zu muss ich nach Rumänien, denn ich kann sie nicht länger als zwei Monate unter der Aufsicht meiner Eltern lassen. Wenn mir das Geld reichen würde, würde ich viel lieber mit meinen Kindern zuhause bleiben. Sie sind meine Priorität, aber wenn man ihnen nicht genug Essen anbieten kann, muss man sich etwas überlegen. In Rumänien zu leben, ist echt hart und teuer geworden. Sonntags bleibe ich zuhause, um mich auszuruhen. Für mich ist Zuhause, einfach einen Tag Ruhe haben. Einen freien Tag, wo wir gemeinsam essen mit Freund:innen oder Bekannten. Wir können hier zwar nicht wirklich Spaß haben, aber trotzdem ist unsere Situation okay. Ich muss ständig an meine Kinder denken und wie ich mehr Geld für sie verdienen kann.
Ich komme aus einem kleinen Dorf. Ich hatte eine schöne Kindheit, weil meine Eltern mich versorgen konnten. Ich bin stolz darauf, was ich bis jetzt erreicht habe in meinem Leben. Ich erziehe meine Kinder ja seit vier Jahren alleine. Ich bin sehr froh darüber, dass ich die Kinder habe, denn ohne sie wäre mein Leben wahrscheinlich nicht so schön. Ich bin gläubig und danke Gott, dass ich das alles machen konnte. In diesen ganzen vier Jahren, in denen ich zwischen Österreich und Rumänien hin- und hergependelt bin, habe ich keinen falschen Schritt gemacht. Wenn man auf der Straße unterwegs ist, wird einer oft angeboten in die Prostitution zu gehen. Das habe ich nie angenommen, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich damit höchstwahrscheinlich mehr Geld machen könnte als mit dem Zeitungsverkauf. Aber ich möchte das meinem Körper nicht antun. Ich will so bleiben, wie ich bin.
Für die Zukunft kann ich mir kein weiteres Familienmitglied vorstellen. Ich hab mich schon daran gewöhnt, alleine zu sein. Wenn ich die Möglichkeit hätte, mehr Geld zu verdienen, würde ich das natürlich machen, aber man weiß ja, dass die Situation in Rumänien eine Katastrophe ist. Also was kann man sich anderes wünschen, als eine bessere Zukunft für seine Kinder?

Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Nina Strasser