Im Basti verschwinden KinderArtistin

Roman

«Den ganzen Winter lang hat der Smog die Farben des Basti gestohlen, und jetzt ist alles grau-weiß, sogar Mas und Papas Gesichter, als eine Fernsehreporterin ihnen ihr Mikro unter die Nase hält.» In einem Basti, einem Armenviertel einer namentlich nicht genannten Stadt in Indien, treibt nicht nur der allgegenwärtige Smog den Bewohner_innen die Tränen in die Augen. Sondern auch das Verschwinden von Kindern. Die Polizei, durch und durch korrupt, nimmt zwar Geschenke der betroffenen Eltern in Empfang, bemüht sich aber nicht im Geringsten um Aufklärung. Stattdessen droht sie mit dem Abriss des gesamten Viertels. Also beschließt der 10-jährige Jai, zusammen mit seiner Freundin Pari und seinem Freund Faiz, sein Faible für Detektivserien in die Tat umzusetzen und sich im nahegelegenen Bhoot-Basar auf die Suche zu machen. Die Kinder nähern sich allmählich der Lösung des Rätsels – während die erwachsenen Hindus nichts Besseres zu tun haben, als den Moslems die Schuld in die Schuhe zu schieben. Deepa Anappara gelingt es in einer erfrischend lakonischen Sprache, die jungen Charaktere und ihre Situation zu beschreiben. Sie ist nicht nur, wie wenige andere, in der Lage, gute Dialoge schreiben. Sie kann auch, wie noch weniger andere, in ihrer Literatur die Sicht der Kinder glaubhaft vermitteln. Zu dem Zweck flechtet sie auch etliche indische Begriffe in den Roman ein, die sie am Ende in einem Glossar erklärt. So hat Anappara einen hervorragenden Roman zuwege gebracht, der als beides funktioniert: als brillantes Jugendbuch und als ebensolche Belletristik für Erwachsene.

Deepa Anappara: Die Detektive vom Bhoot-Basar
Rowohlt Verlag 2020
400 Seiten, 24,70 Euro

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