80 Jahre nach der Verschleppung
Rotenhof- und Davidgasse, das klingt fast ein bissl nach Mazzesinsel, tatsächlich sind es aber zwei Parallelstraßen in Favoriten, die dort, wo man den Lärm der Triester Straße mit ein bisschen Phantasie nicht mehr hört, vom Belgradplatz verbunden werden. Hier stand früher die Heller-Schokoladenfabrik (Gebäude und Fabrikschlot sind erhalten), auf der davorliegenden Hellerwiese residierten Geschäftsleute der Lovara und Sinti mit ihren Wägen. 1940 begannen die Repressionen, 1941 wurden die Menschen von der mittlerweile eingezäunten Hellerwiese deportiert und ermordet. Die freundschaftlich gesinnte Nachbarschaft, von der im Fall der Hellerwiese oft die Rede ist, wollte oder konnte keine Hilfe leisten, die das Überleben gesichert hätte. Johann «Mongo» Stojka, Kind der Hellerwiese und Auschwitz-Überlebender, initiierte gemeinsam mit seinen Kindern, darunter der Musiker Harri Stojka, die geschichtspolitische Aufarbeitung am Belgradplatz. 2003 wurde der Park nach seiner Großmutter, der Medizinerin Helene «Baranka» Huber, in Barankapark umbenannt. Am 20. Mai (17 Uhr) findet dort die jährliche Gedenkfeier mit Musik von Ethel Merhaut, Moša Šišić , Harri Stojka et al. und Lesungen von Doron Rabinovici und Doris Stojka statt – und weil’s draußen ist, darf man (wahrscheinlich) auch in echt hingehen.
Foto: Archivaufnahme «voice of diversity»