Immer etwas losAugustiner:in

Foto: Mario Lang

Augustinerin Sarah Akpogo

Seit ich nach Österreich gekommen bin, habe ich vom Augustin gehört. Ich verkaufe ihn bei der U3-Station Volks­theater, abwechselnd mit meinem Mann (Verkäufer Viano Akpogo hatten wir in Ausgabe 585 als Augustiner vorgestellt. Anm.) Früher hatte ich zwei weitere Jobs: morgens bei einer anderen Firma für zwei Stunden, dann drei Stunden Augustin verkaufen und danach zu meinem zweiten Job in der Reinigung. Es war von Anfang an stressig, ich musste Rechnungen, Miete und Versicherung zahlen und wir beide haben Eltern zu Hause in Nigeria, die wir unterstützen müssen.
Bis 1991 habe ich zehn Jahre lang mit meiner Cousine in Lagos gelebt, um ihr mit ihren Kindern zu helfen. Dann bin ich wieder zurück zu meinen Eltern. Mein Mann und ich sind im selben Dorf aufgewachsen, aber wir wussten nicht, dass wir einander heiraten würden. Wie es das Schicksal wollte, verlobten wir uns, aber wegen einer Familienangelegenheit war es nicht möglich, zu heiraten. Deshalb bin ich zum ersten Mal nach Europa gegangen. Nach vielen Jahren bin ich wieder mit Viano in Kontakt gekommen. Ich hatte die Adresse von seinem Arbeitsplatz und habe ihm einen Brief geschrieben. Er hat geantwortet und wir haben angefangen, uns Mails zu schreiben. Schließlich haben wir unsere Hochzeit geplant und in Benin City geheiratet. Später ist er zu mir nach Wien gekommen und wir leben glücklich zusammen mit unseren drei Kindern.
Als ich 2001 das erste Mal nach Österreich gekommen bin, habe ich in verschiedenen Caritas-Unterkünften gewohnt, in Wien und Mödling. Auf Jobsuche habe ich auch mal in Graz gewohnt, aber dort war es mir zu klein. Ich bevorzuge Wien, auch wenn es laut ist. Hier ist immer etwas los, es gibt so viele Aktivitäten. Ich mag das Gefühl, in einer Hauptstadt zu sein. Ich liebe den Prater und das Haus des Meeres, Schönbrunn und den Karlsplatz! Wenn ich nicht arbeite, gehe ich mit den Kindern in den Park oder mache Ausflüge. Ich mag Reisen, aber nur mit Geld kannst du deine Umgebung wechseln, frische Luft schnuppern. Dann würde ich meinen Bruder in den USA besuchen oder meine Freund:innen in Kanada oder Großbritannien. Mein Wunsch für die Zukunft ist es, ein gutes Leben zu leben. Für mich bedeutet das, von niemandem abhängig zu sein. Ich mag es, Dinge für mich selbst zu tun. Eines Tages, wenn ich in Pension bin und meine Kinder erwachsen sind, will ich an Orte reisen, an denen ich noch nie war. Aber du weißt nie, was das Leben dir morgen bringt.

 

Protokoll: Sylvia Galosi

Foto: Mario Lang