Immer weiterArtistin

Literatur

Sofort ist man drin in dieser Geschichte über eine Gruppe von Freund_innen, die einen, ohne vom Autor eingeleitet zu werden, direkt in die Szene hieven. Was folgt, sind skurrile, oft traurige Schilderungen, nüchtern und unaufgeregt erzählt. Die Protagonist_innen in Tom Combos Roman Inneres Lind versuchen, sich durchs Leben zu manövrieren. Herausforderungen, die mitunter ziemlich überfordernd sind; sich immer wieder etwas einfallen lassen müssen, damit es läuft – weiter läuft. Kaum jemand fällt in dieser Geschichte auf, weil hier alle auf irgendeine Weise auffällig sind. Combo nimmt Ereignisse in den Blick, die die Richtung ändern; Konflikte und das Auseinandergehen von Beziehungen; das Festhalten und Loslassen. Die Erzählung gliche dem mit Rosen verzierten «Fuck You»-Tattoo von Kaspar, wären da nicht die kurzen Fluchten, wenn Combo das Brechen von Ästen, das Rascheln der Blätter und das Knirschen von Holz auf den Bike-Touren durch den Wald beschreibt. Klare Bilder sind es, die einen von Seite zu Seite lotsen – mal verhalten leichtfüßig, dann wieder bedrückend schwer – bis man am Ende angekommen ist, das keines ist, weil die Geschichte sich immer weiter schreibt – immer weiter.

Bettina Landl

Tom Combo: Inneres Lind
Verbrecher Verlag 2019
248 Seiten, 20 Euro

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