Immobilien first!tun & lassen

Immo Aktuell

Die kommerzielle Plattform ImmoScout24 will Wohnungslosen bei der Wohnungssuche helfen. Und Vermieter_innen beim Vermieten.

Text: Florian Müller
Illustration: Much

ImmoScout24 ist eine deutsche Firma, und von Deutschland ging auch die Kampagne Home Street Home aus. Auf der Website der österreichischen Tochterfirma sind unter diesem Suchbegriff zu Redaktionsschluss drei Wohnungen in Zeltweg und Graz zu finden. Eine Testimonial-Kampagne, wie sie in Deutschland läuft, werde es in Österreich nicht geben, sagt Markus Dejmek, Geschäftsführer von ImmoScout24 Österreich. «Was wir bieten, ist die Reichweite unseres Portals und die sehr motivierte Arbeit, die hier im Haus dafür geleistet wird.»

Immobiliensuche für Wohnungslose.

Wo­rum geht es? Vermieter_innen werden eingeladen, im Freitext «HomeStreetHome» einzugeben, um ihre Bereitschaft zu signalisieren, ihre Wohnung an aktuell wohnungslose Menschen zu vermieten. VinziDach in Salzburg, Solido in Graz und Volkshilfe oder neunerimmo in Wien, die im Rahmen von Housing-First-Programmen bemüht sind, Wohnungen als ersten Schritt zurück in ein abgesichertes Leben zu vermitteln, werden von der Immobilienplattform über das Angebot informiert. Sie machen sich dann auf die Suche nach möglichen Mieter_innen und gewährleisten die sozialarbeiterische Begleitung. Diese Begleitung im Rahmen von Housing First sorgt für eine Mietstabilität von 94 Prozent.
Vor der Pandemie waren in Österreich 20.000 Menschen als wohnungslos gemeldet. Aktuelle Zahlen gibt es noch nicht, aber Beratungsstellen für Wohnungslose vermelden einen großen Zuwachs an Anfragen. ImmoScout24 Österreich bietet derzeit 70.000 Immobilien in ganz Österreich an. 67.000 davon sind kommerzielle Angebote, über die finanziert sich die Plattform. Sobald der Kontakt über die Plattform hergestellt ist, hat ImmoScout24 mit dem Geschäft nichts mehr zu tun und erfährt auch nicht, ob es zu einem Verkauf oder einem Mietabschluss gekommen ist. Anders soll es beim Projekt HomeStreetHome laufen.
«Wir stehen hier noch sehr am Anfang», räumt Markus Dejmek ein, der aktuell Gespräche mit diversen Organisationen wie dem Fonds Soziales Wien führt, um das Projekt sinnvoll aufzustellen. «Wir haben schon ein wenig Feedback bekommen. Jetzt haben wir Ideen, wie wir es effizienter machen können.» Erste interessierte Vermieter_innen gibt es schon.

Gutes tun.

Daniela Unterholzner, Geschäftsführerin von neunerimmo, ist voll des Lobes für die Initiative von ImmoScout24: «Ich freue mich immer, wenn gewinnorientierte Firmen etwas von sich heraus entwickeln und ein gesellschaftspolitisches Anliegen nach außen tragen, weil sie das ja nicht müssten», meint sie gegenüber dem Augustin. Dass das Projekt ein soziales Deckmäntelchen der Immobilienplattform sei, will sie nicht gelten lassen: «Weil ich aus meiner Praxis sehe, wie viel Gutes daraus entstehen kann, Sinn zu stiften und das auch nach innen zu tragen.» Und tatsächlich berichtet Markus Dejmek von sehr motivierten Mitarbeiter_innen. Die Tatsache, dass sich ImmoScout24 auf das Konzept von Housing First berufe und auch die Bildsprache der Kampagne, bei der Menschen in einer Wohnung ankommen und nicht auf der Straße sitzen, zeige, dass sich die Firma mit dem Thema auseinandergesetzt habe. «Wohnungslosigkeit ist in den letzten Jahren viel breiter, jünger und auch weiblicher geworden», so Unterholzner, «sie kann jeden treffen.» Und am Ende zeige die Initiative auch, dass jede und jeder etwas gegen Wohnungslosigkeit tun kann.
Was für Wohnungen werden gesucht? Je nach Bundesland ist der Anspruch auf Deckung der Wohnkosten innerhalb der Sozialhilfe verschieden. Mehr als ein Drittel des Gesamthaushaltseinkommens sollten sie nicht ausmachen, erklärt Unterholzner, denn die Wohnung soll nachhaltig finanzierbar sein. Gibt es genug Wohnungen am Wiener Wohnungsmarkt? «Letztes Jahr hatten wir 10.000 Mietwohnungen, heute haben wir 13.000 auf unserer Plattform in Wien», so Dejmek. Der Wohnungsmarkt sei «dynamisch», es gebe immer suchende Vermieter_innen und suchende Mieter_innen. Konkreten Zeitplan gibt es für das Projekt keinen. «Wenn wir etwas finden, was funktioniert, dann sollten wir das auch langfristig machen, und da würde ich auch daran glauben und dahinterstehen», sagt der ImmoScout24-Geschäftsführer. In seinem Job sei er es jedenfalls gewohnt, immer etwas konkret «erzeugen» zu müssen. Und in diesem Fall ist das konkrete Ziel, Vermieter_innen daran zu erinnern, dass leere Wohnungen für Menschen da sind, die keine Wohnung haben.

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