Innere-Kind-Arbeittun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Speakers' Corner (27. März 2024)

Natürlich bin ich nicht Putin. Doch die Frage, warum Menschen werden, wie sie sind, treibt mich um. Meine Mutter z. B. war Baby in einem Wiener Kinderheim der 1950er, wurde adoptiert von einer, die auch nicht viel zu geben hatte usw. Ich wollte anders sein – und habe meinem Kind doch den Ball auf den Kopf geschlagen, extra, von oben so drauf, 1 und 2 und, während es weinte, 3, und es Angst vor mir hatte, 4 und 5.
«Es muss schon vieles zusammenkommen, damit ein Kind, das selbstbewusst und einfühlsam aus seiner Kindheit tritt, später sein Erwachsenenleben damit verbringt, sich anderen zu unterwerfen oder andere zu unterwerfen», schreibt der Kinderarzt Herbert Renz-Polster in seinem Buch Erziehung prägt Gesinnung, mit dem er den Rechtsruck nach seinem fruchtbaren Boden befragt. Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg nimmt an, dass jedes (!) Verhalten ein Versuch ist, sich ein Bedürfnis zu erfüllen, und dabei alle das Beste tun, zu dem sie fähig sind. Das haben schon Die Ärzte besungen.
Dass ich abgespeichert habe, Gewalt anzuwenden sei, hm, whatever, ist ein arger Denkfehler, und – so höre ich im Interview einer bedürfnisorientierten Pädagogin mit Eltern, denen «die Sicherung durchbrennt» – für das Erlernenmüssen dieses Denkfehlers dürfen wir (als 1. Schritt) jenes Mitgefühl mit uns haben, das gefehlt hat.
Der Putin bräuchte wohl viel Innere-Kind-Arbeit. Die Kindheit ist politisch. Wir lernen von Vorbildern. Gewalt darf kein Vorbild sein. Es war ein Soft-Ball. Ganz weich. Dennoch …

Hier schreiben abwechselnd Nadine Kegele, Grace Marta Latigo und Weina Zhao nichts als die Wahrheit.

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