Ist Gebärdensprache das Gleiche wie Pantomime?Augustinchen

"Danke" in österreichischer Gebärdensprache (Illustration: Verein kinderhände)

Eine Frage an … Barbara Schuster vom Verein kinderhände

Nein! Bei der Kunstform Pantomime benutzt man den ganzen Körper, um etwas darzustellen. Gebärdensprachen sind dagegen vollwertige Sprachen, die von der jeweiligen Gehörlosengemeinschaft genutzt werden. Es gibt auf der Welt Hunderte verschiedene Gebärdensprachen. In Österreich wird Österreichische Gebärdensprache gebärdet. Abgekürzt nennt man sie ÖGS. In Brasilien heißt die nationale Gebärdensprache LIBRAS und in Italien wird LIS gebärdet. Gebärdensprachen gehen nicht auf Pantomime zurück, sie haben mit der jeweiligen gesprochenen Landessprache nichts zu tun. Sie alle haben eine eigene Grammatik, ein eigenes Vokabular und gehören zur Kultur der Gehörlosengemeinschaft, die diese Sprache spricht.
In Österreich gehören circa 10.000 Menschen zur Gehörlosengemeinschaft. Die ÖGS ist seit 2005 in der Öster­reichischen Verfassung als eigen­ständige Sprache anerkannt.

Barbara Schuster (sie/ihr): Ich bin in Südtirol aufgewachsen und lebe seit 24 Jahren in Wien. Ich bin gehörlos. 2004 begann ich mit bilingual-bimodalen Spielgruppen zur Förderung der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) für Kinder. Bimodal-bilingual bedeutet: In der Spielgruppe werden eine Laut- und eine Gebärdensprache verwendet. 2006 grün­dete ich den Verein kinderhände mit, der ein einzigartiges Angebot für Familien in Österreich bietet. Ich lehre Erwachsenen außer­dem ÖGS, arbeite als Lektorin an der Universität Wien und bin auch Grafikerin und ­Illustratorin.

«Eine Frage an …» stellte Theresa-Marie Stütz

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