Augustinverkäufer Tony
Ich verkaufe den Augustin seit vier Jahren. Ich bin LKW-Fahrer, das habe ich in meinem Heimatland gelernt. Hier habe ich noch keinen Führerschein, aber ich möchte ihn nächstes Jahr machen. Es ist ziemlich teuer, aber man muss schauen, was man im Leben tun will und nicht nur auf das Geld. Jetzt studiere ich online IT und hoffe, dass ich mein Studium verwenden kann, um eine Arbeit zu finden.
Ich bin 2015 hierher gekommen. Am zweiten Tag in Wien wusste ich: Hier will ich bleiben. So habe ich das bisher an keinem Ort gespürt. Die Menschen waren freundlich zu mir. Leute beschweren sich oft darüber, dass die Menschen in Wien immer ernst sind. Ich sehe das nicht so. Zuhause haben sich alle beschwert, dass ich nicht lächle. Dabei nehme ich einfach nur ernst, was ich tue und bin fokussiert. Hier war ich glücklich, nicht der Einzige zu sein!
Ich habe den Großteil meiner Familie verloren. Daraufhin habe ich kein Glück mehr in mir gefunden, also habe ich entschieden aufzubrechen. Ich bin durch die Wüste nach Europa gekommen. Dort sind viele Menschen gestorben. Es war eine harte Reise, aber ich bin sehr froh, dass ich noch am Leben bin und eine Zukunft habe. Ich habe kein Paradies erwartet, ich wollte nur sicher sein. Was mich zuversichtlich macht, ist, auf meinem Weg zurückzuschauen. Nicht nur ich habe diesen Schmerz erlebt, viele Menschen haben Ähnliches durchgemacht. Du musst dir denken: Nichts bleibt für immer. Jedes Problem hat ein Ablaufdatum.
Zuhause ist, wo du dich entspannen kannst und eine Familie hast. Ich habe zwei Töchter, zwei und drei Jahre alt. Wir leben zusammen. Das ist für mich als Familienmensch sehr wichtig. Sogar wenn ich einmal nicht viele Zeitungen verkaufe, wenn mich meine Kinder zuhause umarmen, fühle ich mich, als hätte ich keine Probleme. Dieses Gefühl, das ich von meine Eltern nicht bekommen konnte – ich versuche alles, um das meinen Kindern zu geben. Kinder zu haben, schenkt mir Freude. Ich glaube, so ging es meinen Eltern auch. Ich wollte sehen, was es sie gekostet hat, mich großzuziehen. Dadurch kann ich sie respektieren – und alle anderen Eltern. Ich kann sagen: Ihr macht wichtige Arbeit! Meine Frau arbeitet viel, und wir kümmern uns beide um die Kinder. Ich möchte ihr möglichst viel helfen und versuche, ein guter Vater und Mann zu sein. Deswegen mag ich den Augustin, da kann ich mir die Zeit flexibel einteilen. Ich wünsche mir einen guten Job, um meiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen und an einem schönen Ort in Frieden zu leben.
Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Mario Lang