Vier kurze Texte von Heli Yletyinen
Jerusalem
Wir Fotografinnen, mit oder ohne Kamera Reisende, wir fühlen die Vielfalt an unterschiedlichsten Stellen. Die ewige Stadt Rom ist nicht die heilige Stadt Jerusalem. Vor mir liegt ein Buch, dessen Umschlag die Klagemauer und die berühmte Al-Aqsa-Moschee-Kuppel. Jerusalem ist nicht wie Berlin. Oder Wien. Oder London. Es wird gesagt, dass manche so berührt werden von Jerusalem, dass sie sich fühlen wie Propheten und anfangen, in den Straßen Jerusalems prophetisch zu sprechen. Das heißt Jerusalem-Syndrom. Es heißt auch, dass ein Prophet nichts gilt im eigenen Land.
Rom
Das römisch-kaiserliche Machtzentrum Rom ist eine ewige Stadt. Dort gibt es immer viele Touristen. Noch immer. Ich kenne niemanden, der in die Ukraine fährt, aber es gibt immer Menschen, die sich eine Reise nach Italien wünschen. Warum? Das verstehe ich nicht.
Stockholm
Wasser und mehr Wasser in Stockholm. Die Inselstadt in Schweden verschenkt Millionen und weitere Millionen an Euro für die jährlichen Nobel-Feiern im Rathaus, wo es ein gutes Essen für die klügsten und begabtesten Menschen der Welt gibt. Ich kenne persönlich niemanden, der den Nobelpreis gewonnen hat. Vielleicht sind die nicht obdachlos und besuchen die Notschlafstellen oder Ruheräume von Tageszentren? Was könnte ich selber tun mit einer Million, wenn ich als Poetin irgendwann den Nobelpreis für Literatur gewinnen würde? Vielleicht würde mein Gehirn aus meinem Kopf in ein Forschungslaboratorium geschickt werden, so wie Einsteins. Ach ja, ich behalte es lieber noch in meinem Kopf und denke auf Schwedisch: Hip Hip Hurra jag älsrar söndag!
Helsinki – Helsingfors
In Finnland ist die größte Stadt die Hauptstadt Helsinki. Auf Schwedisch heißt sie Helsingfors. Die Stadt wurde von schwedischen Fischern gegründet. Vielleicht Verwandte von Österreichs früherem Bundespräsidenten Fischer. Es gibt manchmal einen starken Wind aus Sibirien in Helsinki. Und das salzige Meerwasser riecht gut in der frischen windigen Stadt weit weg von Berlin in Nordeuropa.
