Jobs für Künstler_innen gibt es nichttun & lassen

Freie Mitarbeiter_innen des AUGUSTIN: Julia Seyr & Michael Bürgermeister

Julia: Wir machen gemeinsam den «Art & Ego»-Comic, der in jeder zweiten Ausgabe des Augustin erscheint. Andere Comics wie z. B. für das Buch «Julie Desire – Lust for Life» habe ich allein gemacht. Julie Desire war mein Alter Ego, da habe ich meinen Alltag dargestellt. Das war auch nicht so lustig, für den Augustin soll es ja lustig sein.

Foto: Lisa Bolyos

Michael: Wir geben uns ein Feedback wie: Es ist lustig oder nicht. Es ist ein bisschen wie Pingpong. Wir haben eine Idee, der andere sagt: Das ist gut/nicht gut oder könnte besser sein, es könnte knapper oder präziser sein. Die Idee ist immer klar. Wir wissen, was wir im Comic kritisieren wollen. Es ist immer ein bisschen Sozialkritik und Generation Y, die Tendenz gewisser Leute, sich etwas anzumaßen und sich eitel aufzuspielen.

Julia: Der Text ist auf Englisch, weil die Sätze viel kürzer sind und dadurch eignet es sich besser für Comics. Es ist prägnanter. Warum speziell Comics? Ich habe schon als Kind immer sehr viel und sehr gern gezeichnet. Als ich mit meinem Kunststudium fertig war, war ich furchtbar verzweifelt, weil ich keinen Job finden konnte, und ich habe in einem dunklen, völlig überteuerten Zimmer gewohnt. Das war alles sehr deprimierend. Freunde von mir hatten im 16. Bezirk ein riesengroßes Atelier und dort haben sich oft Künstler_innen getroffen, um zusammen Ideen zu entwickeln. Dort habe ich angefangen, Comics zu zeichnen. Das war 2006. Am meisten inspiriert haben mich Marjane Satrapi, die Autorin von «Persepolis», und Art Spiegelman, der «Maus» gemacht hat, weil beide historische Hintergründe mit autobiografischen sehr gut vermischt haben. Ich habe meine Strips als eine Art Tagebuch gemacht. Das hat mir viel Halt gegeben.

Einen Job, um Geld zu verdienen, habe ich bisher nicht gefunden. Im Museums- und Kunstbetrieb will ich nicht arbeiten. Jobs gibt es ja für Künstler_innen in dem Sinn nicht. Ich habe mich viel beworben, auch im Sozial- und sozialökonomischen Bereich.

Michael: Wir machen verschiedene Projekte. Im November habe ich in Oxford einen Film über den englischen Dichter W. H. Auden vorgestellt, an dem ich sieben Jahre lang gearbeitet habe. Derzeit arbeite ich an einer Hommage an Franz West und bereite einen Roman vor.

Julia: Ich mache ebenfalls Videos, auch zusammen mit Michael. In den letzten Jahren habe ich ein halbes Dutzend Performances gemacht. Die mache ich ein bisschen aus denselben Beweggründen wie die Comics. Es hat eine Art therapeutischen Effekt, mich mit Themen zu beschäftigen, die mir wichtig sind. In beiden Medien kann man gut Geschichten erzählen und eine Botschaft mittransportieren. Nächste Woche geht es nach Amsterdam, da mache ich drei Performances, im Rahmen einer Gruppenausstellung von 25 österreichischen Künstler_innen. «We are not Sisi» heißt die Ausstellung. Die ist im Vondel-Bunker einem ehemaligen Atombunker.