(Junger) Mann, Gitarre, LiederArtistin

Musikarbeiter unterwegs mit A Thousand Fuegos zum Kern der Musik

Like Big Black Clouds Through Burning Eyes ist das Debütalbum von A Thousand Fuegos. 8 herrliche Lieder anderer Folk.Unlängst, das kosmische Kris-Kristofferson-Konzert. In einem seiner Songs, The Pilgrim Chapter 33, die herrlichen Zeilen From the rockin‘ of the cradle to the rollin‘ of the hearse, the goin‘ up was worth the comin‘ down. Letzteres habe ich in letzter Zeit häufig mit Fragezeichen am Schluss vor mich hingesummt. Rechtfertigt das Obensein, das Freischweben am (brüchigen) Dach der Welt, das Pulsieren im liquiden (trügerischen) Herz der Dinge die Tage danach, an denen alles, was man (lebensunfähig) andenkt, unweigerlich in und zu Tod, Verderben, Wurstigkeit, Schlechtigkeit, Vernichtung und Vergeblichkeit führt? So banale Handlungen wie aufs Klo gegen den Widerstand eines ganzen Kosmos?! A corrupted mind. It’s only depression und paranoia, but I don’t like it.

Die Woche war zu gut: Als Auftakt eine Auflegerei in einem Gürtellokal nach einer Probe mit alten Freunden fürs Spielen in einem anderen Gürtellokal ein paar Tage später. Die Art Auflegerei, bei der man einmal um die Erfindung der beschissenen CD froh ist, weil man sich lieber unterhält statt als DJ vom Dienst ständig kunstfertig Song an Song zu reihen was der CD-Player mit einer Compilation genauso kann. Mittwochs ein epochales Naked-Lunch-Konzert vor ausverkaufter Arena, anders, aber ebenso kosmisch wie das Kristofferson-Konzert. Ein Gottesdienst der heiligsten, konfessionslosen Popmusik. So heilig, dass danach alles Messbier, Messwein, Messschnaps ergründet werden wollte, die Muttersprachen zuerst verloren gingen, bis wir sie dann so gut beherrschten, dass wir sie mühelos untereinander tauschten. Tags darauf eine Feldmesse, das Spielen besagter Songs zum runden Geburtstag eines Gürtelwirten und ja, es hat etwas Befreiendes, sich auf einer Bühne singend zu gebärden. Dazu Messgulasch, Messbier, Messwein, Messschnaps. Filmriss. Blackout. Runter. Zum Glück braucht mein kleiner Guru, das Kind, das mich derzeit erzieht, während ich ihm beim Aufwachsen helfe, mich nur anzuschauen, Leben zu senden, dass ich einen Kosmos in die Schranken weisen und Paranoia und Depression scheißen schicken kann. See you.

Pathos, Patchworkmusik & Patchworkmusikfamilie

Der Vorteil eines Musikers aus der Nachbarschaft er ist einem eben nicht nur musikalisch nahe. Matthias Pony, aus Klagenfurt stammender Wahlwiener, wohnt ein paar Straßen weiter, wir treffen uns im Kaffee ums Eck. Kein Weg für den müden Kadaver mit schwerem Aufnahmegerät. Matthias entpuppt sich als angenehmer Mensch. Reflektiert, geistig wach ohne intellektuelle Eitelkeiten so klingt auch seine Musik, unaufgeblasen, nicht aufs Erste spektakulär, das Größte, was man je gehört hat, aber nach und nach gehörige Substanz preisgebend. Der junge Mann (Jahrgang 82), der als A Thousand Fuegos Musik macht und bei Go Die Big City Gitarre spielt, studiert in Wien Graphik an der Bildenden. In Klagenfurt erwachte seine Leidenschaft für Musik: Indie im weitesten Sinne, K-Records. Seit 2002 in der Bundeshauptstadt (Nach 20 Jahren ist eine kleine Stadt wie Klagenfurt langweilig) beginnt er Musik zu machen, eignet sich die Gitarre an. Ich sehe mich nicht als Musiker, ich hab‘ mir Akkorde zusammengeschustert, eigentlich gehe ich an meine Musik heran wie ans Zeichnen, eine Art Patchworkarbeit.

Musik und Texte diese Ausdrucksform habe ich mir erst mit Musik erschlossen, weil sie mir so wichtig ist, sind es eben Songtexte die ich schreibe entstehen gemeinsam.

Songs wie Of Machines (We Need More Time) We need more time to waste some time? singt er dabei wahre Worte hat er daheim mit Computer eingespielt. Sein ganzes Album klingt dabei wie unbehauene Field-Recordings einer urbanen Folkmusic. Eine nicht nur atmosphärische Sensation, in der Wirkung nicht weit von den großen Califone. Dabei hören wir nicht nur First Takes. Ich bin da sehr detailverliebt. Ein hinuntergestimmtes Akkordeon klingt etwa beim Opener Once-Now nach Cello. In dem durch die Musikpresse geisternden Genre Anti/Queer/Whatever-Folk fühlte er sich am ehesten aufgehoben, dabei thematisiert Matthias gleichzeitig, dass man von seiner Musik nie mit einem Mascherl denkt. Um sie medial greifbar zu machen muss dieses Mascherl scheinbar sein. A Thousand Fuegos fügen sich ideal in die umtriebige (Klein-)Szene um Bands und Labels wie Fettkakao, Go Die Big City, Sea You Records, Paperbird oder Vortex Rex. Individuelle, unterschiedlichste Ansätze, die ein gemeinsamer, unabhängig-unkonventioneller Geist eint, dem Kunst-kommt-von-Können genauso herzlich wurscht ist wie Musikmarketing.

Ich wollte einen Namen mit a, weil mir alle diese The Bands auf die Nerven gegangen sind, nicht dass die alle schlecht sind, aber … Fuegos ich weiß nicht, ob das korrektes Spanisch für Feuer ist. Die großen Worte von Name und Albumtitels stehen fast im Widerspruch zum unmittelbaren Gestus seiner Musik. Matthias: Pathos hat noch keiner Musik schlecht getan.


A Thousand Fuegos: Like Big Black Clouds Through Burning Eyes (Fettkakao)

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