Kabarett und Psychologie: Regina HoferArtistin

Regina Hofer am Naschmarkt (Foto: Nathan Murrell)

Ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert Regina Hofer mit ihrem neuen Kabarettprogramm «Hobt’s mi gern». Sandra Yildiz traf die Kabarettistin, Fachärztin für Psychiatrie und Psychoanalytikerin zum Gepräch.

Ich hatte das Vergnügen eine wunderbare und empathische Frau kennenzulernen. Wir trafen uns in einem Altwiener Kaffeehaus, im Cafe Sperl. Es war das erste Mal, dass ich auf der anderen Seite war und ein Interview führen durfte. Meine erste Frage an Regina Hofer war, warum sie sich das Chancenhaus Hermes ausgesucht hat, wo sie Bewohner:innen als Psychotherapeutin unterstützt.

Regina Hofer bewarb sich im Haus Hermes und engagiert sich dort seit 2011 als Fachärztin für Psychiatrie. Sie hilft wohnungslosen Menschen mit psychischen Problemen. Wenn sie über ihre Arbeit im Haus Hermes spricht, hört man wie wichtig es für sie geworden ist, dass sie IHRE Ärztin im Haus Hermes geworden ist und mit wie viel Herz sie dabei ist. Der Anfang war nicht einfach, da sie nur am Abend arbeiten konnte, weil die Bewohner:innen untertags aus dem Haus raus mussten. Aber mit ihrem großen Herz und ihrer Empathie hat sie Vertrauen geschaffen. Als das Haus Hermes zum Chancenhaus wurde, wurde es auch einfacher für Regina. Sie hilft den Bewohner:innen nicht nur mit Medikamenten, sondern auch mit ihrer Menschlichkeit. Es hat ihr dort so gut gefallen, dass sie «richtig picken geblieben» ist. Die positiven Erlebnisse treiben sie, weiter mit wohnungslosen Menschen zusammenzuarbeiten und auch auf der menschlichen Seite weiter zu helfen. Teilweise leidet sie mit ihren Patient:innen mit und will ihr Leben ausgleichen und das macht Regina glücklich. Vorher arbeitete sie im sozialen Dienst in Mistelbach und in der Krisenintervention.

Wie bringt Regina die Arbeit als Ärztin, Kabarettistin und die Arbeit mit wohnungslosen Menschen unter einen Hut? Bei dieser Frage musste sie lächeln. Sie hat fixe Tage im Haus Hermes und in ihrer Ordination, deshalb splittet sie ihre Tage auf. Wenn sie ein neues Programm spielt, dann gehört die restliche Zeit dem Kabarett. Ihr Mann Wolf Werdigier, ein toller Künstler, unterstützt sie auch beim Kabarett sehr.

Wie schaltet sie ab? Sie macht einfach viel und lange Urlaub und alle verstehen, wenn sie mal nicht kommen kann. Ihre Patient:innen in der Ordination und im Haus Hermes haben sich daran gewöhnt und freuen sich, wenn ihre Frau Doktor wieder da ist.

Das neue Stück von Regina Hofer heisst: «Hobt’s mi gern. Obdachlos in der Seele», Regie und Stückentwicklung macht Andreas Moldaschl. Es hatte am 26. Oktober Premiere im Spektakel in der Hamburgerstraße 14.

Ich habe mich schon sehr darauf gefreut, mir ihr Stück anschauen zu können, und wurde nicht enttäuscht: «Hobt’s mi gern. Obdachlos in der Seele» ist ein tolles Stück (Die Besprechung des Kabarettabends in der KulturPASSage finden Sie hier). Alle mit einem Kulturpass können die Vorstellungen auch kostenlos besuchen.

Regina Hofer stammt aus Gmunden in Oberösterreich, wo sie im Stadttheater erste schauspielerische Erfahrung sammelte. Sie ist Kabarettistin, Fachärztin für Psychiatrie, Psychoanalytikerin, Gruppenanalytikerin, Supervisorin und Dozentin an der Sigmund Freud Universität. Sie lebt in Wien.

Kabarettprogramme (Auswahl): «Wienerwaldklinik», «Gut, dass es den Herbert gibt», «100 & One Night Stand», «Marizza staubt ab»

www.regina-hofer.at

Haus Hermes ist eine Einrichtung des Roten Kreuzes für wohnungslose Frauen und Männer in Wien. Seit 2018 bietet es als Chancenhaus 150 wohnungslosen Menschen Unterkunft, sozialarbeiterische Begleitung und Betreuung.