Kärntenbuch zum Umdrehenvorstadt

Eine literarische Innen- und Außensicht

In Kärnten ist Lojze Wieser ein recht bekannter Name: Mit seinem Verlag kümmert er sich vorwiegend um die Veröffentlichung südosteuropäischer Literatur, gerne auch zweisprachig. Seine Reihe Europa erlesen beispielsweise ist eine literarische Reise über den Kontinent, die den überstrapazierten Begriff «Kult» tatsächlich verdient. Mit dem Buch Kärnten Neu/Koroška na novo, das er gemeinsam mit dem Autor Jani Oswald herausgegeben hat, zieht er sich ins Herz von Kärnten zurück und schaut von dort in die Zukunft, aber nicht allein. Eine Reihe von Autor_innen, darunter Cornelia Vospernik, Angelica Ladurner, Peter Handke oder Werner Wintersteiner, formieren sich zu einer «Innen- und Außensicht aus Kärnten», wie Wieser es ausdrückt, und beleuchten mit Geschichten, Essays, Artikeln und Skizzen «die Brüche und die über die Jahrhunderte währenden tektonischen Erschütterungen», die den Eindruck hinterlassen haben mögen, «dass dieses Land vom Herrgott besonders gestraft sei».
Der Bogen reicht von 1920, als sich die slowenischen Grenzregionen für Österreich entschieden, über die Ortstafel-Unruhen bis zum 100-jährigen Jubiläum der Volksabstimmung im Vorjahr. Kärnten Neu/Koroška na novo ist eine anspruchsvolle Liebeserklärung an ein Bundesland, das sich jenseits von Pack und Großglockner selbst oft nur zögernd erklärt – in dem aber mit viel Mühe mehr geschehen ist als die Verwandlung von «Fremdenzimmern» in Frühstückspensionen. Mit Stolz ist Kärnten Neu/Koroška na novo daher ein zweisprachiges Buch; ein deutsch-slowenisches Wendebuch zum Umdrehen …

Lojze Wieser, Jani Oswald (Hrsg.):
Kärnten Neu/Koroška na novo
(Deutsch-slowenisches Wendebuch)
Drava Verlag 2021
180 Seiten, 19,90 Euro