Man sagt mir: Bitte, bitte geh
und schreib was über den Kaffee.
Ich wink nur ab und sage: Nein,
über Kaffee fällt mir nichts ein.
Doch kaum zu Hause angekommen,
hab Kuli ich und Blatt genommen.
Und ohne langes Innehalten
ließ sich dann dieser Text gestalten:
Sechzehnhundertdreiundachtzig
gab es, dank Kahlenberger Wacht, Sieg
über das Heer der Türkenscharen,
die zu uns vorgedrungen waren.
Im ganzen Lande herrschte Not,
es gab kein Fleisch und kaum noch Brot.
Auch war der Sieg erst spät erstritten,
zuvor siegten nur Parasiten.
Zum Beten rieten manche Pfaffen,
dachten, sich selbst Gewinn zu schaffen
und nicht ans Retten, nicht ans Teilen
und mutiges Zuhilfe-Eilen.
Da hat sich einst in tiefer Nacht
ein Türke heimlich aufgemacht.
Des Wirten Tochter nebenan,
die hatte es ihm angetan.
Die Maid war auch nicht abgeneigt,
denn er hat schneidig aufgegeigt.
Zu zweit im Kämmerlein geborgen,
ließ man für Krieg die andern sorgen.
Da überraschte jäher Frost
die Muselmanen aus Nah-ost.
Verfrühter Winter flüstert Frost-Mär.
Ein Eisbär trifft sich mit Septem-Bär.
Den Muselman packt kaltes Grauen,
er flieht gen Süden, um zu tauen.
Ein Wetter für den Eskimo
macht nicht einmal Sobiesky froh,
aus dem nördlich kalten Polen.
Er wird sich einen Schnupfen holen
mit dem Entsatzheer hoch zu Pferde,
mit dem er kam, dass Rettung werde.
Dem christlich und osmanen Paar,
ist all dies Powidl ganz und gar.
Sie schlummern liebesmüd und trunken
und haben allem abgewunken
bis dann ein Morgen, kalt und grau,
sie weckt mit Schlachtlärm und Radau.
Was nicht sein darf, geschieht mit Krach,
es birst die Tür zum Schlafgemach.
Der Pöbel wetzt die böse Zunge,
entrüstet sich aus voller Lunge:
A so a Schaund, a so a Schaund,
an Türk im Bett und ohne Gwaund.
Dem Türken alle Glieder beben,
er sucht, sich von der Statt zu heben,
das Madl, dieser arme Tropf,
ziagt sich die Deckn übern Kopf
und dabei übersieht sie leicht,
dass s jetzt für ’s Untergstell net reicht.
Die Bäckersfrau schreit ganz perplex:
deckt ’s es gschwind zua, die nackte Hex!
Man will ganz nahe sich entrüsten,
drum strebt man zu des Mädchens Brüsten,
ein einzig Schieben, Stoßen, Drängen,
ein Schrei der Türk, der Türk muss hängen,
der glutäugige Jungfernschänder,
hängt ihn an ihren Kleiderständer!
Mit Türkenblut die Wände tünchen!
Was ist es eine Lust, zu lynchen!
Da ruft ein Scherzbold: Nur nicht drängen!
Wir losen aus: Wer darf ihn hängen?
Nach klugen Regeln, sehr gerecht,
weiß man dann, wer ihn töten mecht.
Schon will man ihn zum Galgen heben,
da feilscht der Bursche um sein Leben.
Lasst, Leut‘ mich laufen, und zum Dank
brau ich euch einen Zaubertrank,
ein Tränklein, würzig, herzhaft, neu,
ein lebenspendendes Gebräu.
Nix da, ruft einer selbstbewusst,
das Hängen ist des Henkers Lust.
Aber ich braue euch gewiss
ein Tränklein aus dem Paradies.
Des is doch alles nur a Schmäh!
Nein, nein, ich braue euch Kaffee.
Schwarz trinkt er sich besonders locker,
der Pilgerbohnen-Mekka-Mokka.
Genug der Lügenfantasien,
lasst uns die Schlinge zu jetzt ziehen.
Halt, halt, ruft da der fromme Küster,
hat er gelogen, Freunde, büßt er,
doch vorher wollen wir ihn schonen,
bis er aus seinen braunen Bohnen,
aus dem fernen, dunklen Kraut,
uns einen Cappucino braut.
Der Türke flugs und gar nicht teppert,
werkt in der Küche, dass es scheppert.
Bang hört man, wie ’s da stampft und kracht,
was nur der Bursch da drinnen macht?
Doch bald schon, und zu seinem Glück,
kommt er dann in die Stub’n zurück.
Er schwingt die Kanne und adrett
sechs Häferln auf dem Wirtstablett.
Ein Duft macht sich im Raume breit,
ein Dunst, der nach Genießen schreit,
die Nase macht den Gaumen lechzen
und man hört die Genießer ächzen.
Der Edeltrank macht alle staunen.
Ich möchte einen großen Braunen,
ich möchte eine Schale Gold,
ach, Türkenknabe, sei mir hold,
und gieß mir einen Kapuziner.
Da nützt der türkische Schlawiner
die Gunst des schönen Augenblicks
und wird zum Schmiede seines Glücks.
Er bittet nach dem Trank galant
den Wirt um seiner Tochter Hand.
Ich bitt euch, Leut’ln, lassts ihn leben,
dann will ich ihm des Madl geben,
und nimm ihn wie an Sohn ins Haus.
Nur eines setze ich voraus,
dass uns das schlaue Türkenschnipferl
täglich Kaffee serviert zum Kipferl.
Das Mädchen wiederum, das denkt,
da es die Jungfernschaft verschenkt,
ein andrer Mann würd es nicht nehmen,
sie müsste fürderhin sich schämen.
Und außerdem, was soll ma mochn,
Kaffee kann der halt so guat kochn.
Das Volk, es schwebt in Siegeswonne,
die Feinde ziehen ab zur Sonne,
vor ihren Zelten fand sich Müll,
doch innen allerfeinster Tüll
Geräte, Schätze, schwere Kassen
und was sie sonst zurückgelassen.
Darunter waren ohne Schmäh
auch ganze 14 Sack Kaffee.
Und der Kaffee, er duftet schwer,
weithin bis übers Mittelmeer
es breiten sich Espresso-Schwaden
bis dorthin, wo die Türken baden,
so lockt, was uns einst blieb als Pfand
die Türken wiederum ins Land.
Man sieht sie aus den Zügen winken,
sie kommen her, Kaffee zu trinken.
Weil wir die besten Bohnen rösten,
beschließen viele von den Gästen:
Sie nehmen hier nicht nur ein Zimmer.
Sie bleiben da, wenn ’s geht, für immer.
Ein Kiebitz, der sehr gerne kiebitzt
und mir dabei die Texte stiebitzt
blickt mir beim Vortrag auf das Blatt,
wobei er gleich zu Meckern hat:
zwei Seiten lang ein Türkenschmäh
und nicht ein Dutzend Mal Kaffee.
Erbost ruf ich: weißt was, ich geh.
Ich schreib jetzt nur noch übern Tee.