Associated Press lehnt «illegal» als Bezeichnung von Menschen ab
Associated Press (AP), gegründet im denkwürdigen Mai 1848 in New York, ist heute die weltweit größte Presseagentur. Sie liefert Nachrichten aus beinahe aller Welt (ca. 240 Büros in rund einhundert Ländern) an Journalist_innen und Redaktionen.Und nimmt damit maßgeblich Einfluss darauf, wie, woher und was berichtet wird. Die Grundlage für das sprachliche «Wie» ist eine jährlich auf den neuesten Stand gebrachte Publikation – das «AP Stylebook». Darin geht’s um adäquat gesetzte Interpunktionen, um Groß- und Kleinschreibung von Titeln, um richtige und falsche Begriffe aus Sport und Business, und auch um eine politische Weiterentwicklung von Sprache.
Im Februar hat die Stylebook-Redaktion beschlossen, dass dem Begriff des illegal immigrant ein Ende gesetzt wird. Illegal könne eine Einreise sein oder ein Aufenthalt oder eine Handlung, aber kein Mensch. Auch der Begriff «undokumentiert» wird für Menschen abgelehnt – mit der einleuchtenden Begründung der Chefredakteurin Kathleen Carroll: «[…] weil die Bezeichnung nicht präzise ist. Eine Person kann eine Menge von Dokumenten haben – nur eben nicht die, die für einen legalen Aufenthalt erforderlich sind.» Generell möchte die AP vom «Labelling» von Personen abkommen. «Zum Beispiel ziehen wir es vor zu sagen, bei jemandem wurde Schizophrenie diagnostiziert – anstatt, jemand ist schizophren.»
Was die Stylebookredaktion nun erwartet, ist eine Menge Besserwisser_innen, die auf Fehlersuche in den Vorgaben der AP gehen – und sieht ihnen mit gelassener Offensive entgegen: «Wir nehmen an, dass sich eine Menge Sprachenliebhaber_innen finden werden, die uns auf andere «Labellings» im AP Stylebook aufmerksam machen. Wir freuen uns über euer Engagement! Nehmt Kontakt mit uns auf!»
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