Sachbuch: Ver/störende Orte
Die Erinnerung an die NS-Herrschaft in Österreich ist untrennbar mit dem Bild des Heldenplatzes verbunden», bemerkt Stefan Benedik (Haus der Geschichte Österreich, Wien). Bis in die Gegenwart hinein sind «kontaminierte Landschaften» (Martin Pollak) Teil des kollektiven Gedächtnisses eines Landes, wie der markante Ort Heldenplatz verdeutlicht. Über Jahrzehnte hinweg speichern Orte die dort stattgefundenen grausamen Ereignisse. Die Anthologie Ver/störende Orte. Zum Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden zeigt anhand von Beispielen aus Deutschland, Österreich und Italien, wie man mit Geschehnissen der NS-Zeit umgeht, an sie erinnert und Denkmale zum Teil umgestaltet. Ina Friedmann und Dirk Rupnow setzen sich in ihrem Beitrag «Um erstrittene Erinnerungen und die Umgestaltung von kontaminierten Objekten an der Universität Innsbruck» insbesondere mit dem Symbolgehalt des Adlers auseinander. Ob sich bauliche Relikte des Faschismus in demokratische Ressourcen transformieren lassen, eruiert das Abschlusskapitel am Beispiel der Stadt Bozen und versucht, deutschen und italienischen Faschismus in «einer Gesamtbetrachtung zusammenzuspannen». Eine anregende Lektüre, die den Versuch unternimmt, Erinnerung aus verschiedenen Richtungen anzugehen.
Ingrid Böhler, Karin Harrasser, Dirk Rupnow, Monika Sommer, Hilde Strobl (Hg.):
Ver/störende Orte. Zum Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden
Mandelbaum 2024
260 Seiten, 25 Euro