Keine Partisan_innen im Tonkino SaalbauArtistin

Jugoslawische Avantgardefilme live vertont

«Der Staat Jugoslawien war eine schlechte Katze», zitiert Petra Popovi? den Avantgardisten Dušan Makavejev, «denn die Mäuse haben immer getanzt.

Makavejev liebte die Katze.» Damit will sie ausdrücken, dass sich die Filmszene im Jugoslawien der 1960er und -70er Jahre trotz Zensur sehr gut entwickeln konnte und «Anarchie von unten, Freigeisterei und expressive Kraft» bedeutete. Die flotte Filmfrau, die das Filmfestival «This Human World» mitbegründete und gerade den Film «Elektro Moskau» koproduzierte, fragte sich 2011, was es wohl mitten im 15. Wiener Gemeindebezirk für ein Privatkino gäbe. «Ich habe die Türe im Hinterhof der Flachgasse aufgerissen und erblickte ein Kino, das einem New Yorker Undergroundkino sehr ähnlich sah. Who the fuck, dachte ich, und lernte dann Paul Krimmer kennen, der das Tonkino Saalbau macht.» Popovic entschied sich, eine Veranstaltungsreihe mit Vertonungen avantgardistischer Filme aus den Teilrepubliken Jugoslawiens zu gestalten. Live – mit Musiker_innen, die den jeweiligen Film zum ersten Mal im Dunkel der Vorführung sehen.

 

Vor Kurzem entzückten Popovic im Arsenale auf der Kunst Biennale Venedig die gezeichneten Scherenschnitt-Filme des Harry Smith, einem Vorläufer der Monty Pythons. Stop-Motion-Filme, die Zeitungsausschnitte aus dem 19. Jahrhundert zu einer Geschichte animieren, die sich mit Smiths abgehobenen Kosmos und Drogen auseinandersetzt. «Hier kennt keiner Harry Smith», sagt Petra. Es funktionierte. Experimentelle Musik und bewegte Bilder passten erstaunlich spannend zusammen.

Am 12. Dezember werden nun die Avantgardefilme der Künstlergruppe OHO aus Maribor gezeigt und live vertont. «OHO schleppte den Westmüll ins Land! – Ich zitiere hier die kommunistischen Obrigkeitsorgane», sagt Petra Popovic, «dann war Schluss mit faden, konformistischen Partisanenfilmen. Auch wenn manche Filme verstaubten, andere liefen in den Kinos und die Leute liefen hin und sagten wow.»

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