Augustinverkäufer Mr. Mugga
Seit zweieinhalb Jahren verkaufe ich den Augustin bei einem Supermarkt in Guntramsdorf. Das Verkaufen der Zeitung hat meine Situation verändert. Früher war ich allein, fast ohne Freunde. Aber als ich mit dem Verkauf anfing, lernte ich viele Menschen kennen und bekam Unterstützung von meinen Kundinnen und Kunden. Viele sind meine Freunde, sie helfen mir, sie kaufen den Augustin. Ich bin jeden Tag an meinem Verkaufsplatz. Manchmal bin ich sechs Stunden dort, manchmal nur fünf, denn wenn man dort sitzt, kann einen das ganz schön ermüden. Wenn ich Schule habe, ich mache einen Deutschkurs, bin ich ab 15 Uhr dort. Mein Problem mit der Schule ist, dass ich in Uganda nie in die Schule gegangen bin. Als ich sechs Jahre alt war, bekam ich Polio, und ich habe eine Behinderung. Mein Vater sagte: Ich kann diese Person nicht in die Schule bringen, das ist nicht mehr mein Sohn. Deshalb ist es schwierig für mich, denn ich muss auch noch schreiben lernen.
Jetzt bin ich sechs, bald sieben Jahre in Österreich. 2013 kam ich her. Derzeit habe ich ein Visum für drei Jahre, danach kann ich wieder um ein dreijähriges Visum ansuchen. Ich bin aus Uganda, aus der Hauptstadt Kampala. Ursprünglich komme ich aus Buganda (Autonomes Königreich, Landesteil von Uganda). Kennst du Buganda? Nein? Zuerst gab es Buganda, dann kamen die Briten und sagten: Wir nennen das ganze Land Uganda (eigentlich Bezeichnung für Buganda auf Swahili). Ich bin ein Muganda, die Leute nennen sich selbst Baganda (Plural von Muganda). In Uganda habe ich Kinder, und die unterstütze ich, deshalb verkaufe ich den Augustin, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen, um ihnen Schuhe und Kleidung zu kaufen.
Wenn ich die Schule beendet habe, würde ich gern arbeiten. Weil ich in meinem Land Fernseher und Radios repariert habe, möchte ich das auch hier machen. Ich war auch schon bei einer Firma hier, und sie haben mich getestet und mir ein TV-Gerät, ein Radio und eine Kaffeemaschine zum Reparieren gegeben. Das habe ich gemacht, und sie sagten: Das ist o. k., du machst das gut, und wir würden dir einen Job geben. Aber als ich bei der Sozialversicherung war, sagten sie, ich kann nur arbeiten, wenn das über das AMS läuft. Dann war ich beim AMS, und die schickten mich dorthin und dahin, und wenn ich alle Papiere beisammen habe und wenn das AMS das akzeptiert, denke ich, könnte ich bei der Firma zu arbeiten anfangen.
Protokoll: Jenny Legenstein
Foto: Mario Lang