Im Laufe der Zeit ist, fast ein wenig verwunderlich, auch der Raucher wieder etwas älter geworden. Mit dem Ergebnis, auch wieder neue Erfahrungen im Verkehr gemacht zu haben.
Einige konnte er bereits publizieren. Wie er früher einmal mit und auch ohne Lenkerberechtigung unterwegs war, zum Beispiel. Oder auch was ein Roller-Scooter auf dem Gehsteig bedeutet. Eine gänzlich neue Erfahrung war vor einem Jahr dazugekommen – das Bewegen eines führerscheinfreien vierrädrigen Vehikels, auch genannt Mopedauto.Einige gute Gründe gibt es für den Betrieb von Autos mit kleinen roten Nummerntafeln. In ländlichen Gegenden fährt der Altbauer heute lieber mit einem Mopedauto zur sonntäglichen Kirchmesse als mit dem alten Steyrer Traktor. Und seit Bäcker, Fleischer u.a. nicht mehr jeden Hof in jedem Dorf persönlich beliefern, kommt er mit dem Mopedauto auch zum nächsten Supermarkt zum Einkaufen. Sehr praktisch!
Aber auch in der Stadt ist so ein Mopedauto fast schon genial. Bei einem Verbrauch von weniger als 2 Liter Diesel auf 100 kommt man günstiger voran als mit einer Wochenkarte. Einparken ist auch kein Problem, die Parklücke braucht nur 20 cm größer zu sein als das Fahrzeug selbst; und die maximale Geschwindigkeit von 55 km/h ist im Stadtgebiet schon gar kein Problem.
Das auf Wiens Straßen solche Kleinwagen in hoher Zahl unterwegs sind, hat aber noch andere Gründe. Ein gewichtiger ist sicher, dass man für die hubraum-, geschwindigkeits- und platzbegrenzten Fahrzeuge keinen Führerschein braucht. Heutzutage schon eine gewaltige Investition. Diese finanzielle Ersparnis wird jedoch schon allein durch die Anschaffung eines gebrauchten MicroCars kompensiert. Die Dinger sind von vornherein nicht unter 3000 bis 4000 Euro zu haben. Dazu kommt dann Versicherung und Steuer, der Kleinheit wegen trotzdem keine Kleinigkeit. Ein etwaiges Parkpickerl kostet genauso viel und Parkscheine braucht das Gefährt ebenso, wie die Großen. Mitunter werden sie aus dem Halteverbot auch um viel Geld abgeschleppt.
Bei etwaigen Reparaturen wirkt sich die geringe Größe ebenfalls eher negativ aus. Die einzelnen Bauteile sind nicht nur in verkleinerter Form (die es gar nicht so einfach zu kaufen gibt) vorhanden sondern auch Platz sparend untergebracht und damit ziemlich unzugänglich. Daraus resultiert dann, wie bei übertechnisierten Merzerln und dergleichen, ein Werkstattbesuch mit einigen Mechanikerstunden. Vorausgesetzt die Werkstatt nimmt solch Spielzeug überhaupt.
Jedoch nicht nur bei Mechanikern sind die Mopedautos recht unbeliebt, auch bei der Exekutive haben sie wenige Freunde. Möglicherweise auch durch gewisse Erfahrungswerte. Deren Assoziation mit Mopedautos ist übermäßiger Alkoholkonsum und nix wasta von Verkehrsregeln. Jedenfalls Kontrolle halber anzuhalten. Vielleicht, wenn schon nicht alkoholisiert, wenigstens kein Verbandspackerl oder Pannendreieck.
Na gut, gewisse Dinge sehe ich schon ein. Damit kann ich leben. Schließlich habe ich ja auch keine so genannte weiße Weste. Dazu jetzt auch noch die schwarzen Flecken vom Selber reparieren, weil ich mir eine Werkstatt nicht mehr leisten kann.
Inzwischen sehe ich aber überhaupt nur noch böse Blicke von den Mitmenschen. Egal ob der Fußgänger, der unbedingt noch vor mir über die Straße will, der Radfahrer bergauf, Mopedfahrer kreuz und quer; die Motorradfahrer, die Lenker von PKWs, Brummis bis zu Mistkübelwagen und Autobussen – alle sind sie verärgert über die kleinen Flizzer.
Und gleichzeitig wird mir, der ich eher zufällig zum Chauffeur solch eines Mopeds mit Verkleidung geworden bin, bewusst, dass der Straßenverkehr insgesamt viel gefährlicher und gleichzeitig uneffizienter geworden ist als das vor Jahren noch der Fall war. Wie sooft, wenn der Platz enger wird, wird dieser von Mehreren zum Teil ziemlich aggressiv beansprucht und auch verteidigt. Ein allgemein zu beobachtendes Phänomen im öffentlichen Raum.
Trotzdem lasse ich mir das gute Gefühl, motorisiert flott und unabhängig unterwegs zu sein, nicht vermiesen. Gerade in der kalten, feuchten Jahreszeit.
Und in Bim und Bus werden die freundlichen Blicke ja inzwischen auch immer seltener, meint