Knackwurst, Ketchup und KaffeeArtistin

Inga Lynch & M.a. – wo ist jetzt des Amerika? (Foto: © Mario Lang)

Musikarbeiter unterwegs … von Altmünster in die USA

Als Inga Lynch macht Johanna Linschinger, aus Oberösterreich stammende Wahlwienerin, hochklassige Americana-Musik zwischen Blues, Country und Folk.

«When I crossed the empty street/And caught the Sunday smell of someone fryin’ chicken/And it took me back to somethin’/That I’d lost somehow, somewhere along the way.» Diese (und die anderen) wunderbaren Zeilen von Kris Kristoffersons großem Song Sunday Morning Coming Down hat Inga Lynch unlängst beim «No Cash No Hope» im Metropol gesungen, mit den Lost Compadres. Den Abend hat sie anlässlich des 20. Todestages von Johnny Cash gemeinsam mit Otto Lechner, Martin Spengler und Erik Trauner (Mojo Blues Band) als erstmalig gemeinsam agierendes Quartett auch eröffnet, dabei sich ihrer Stimme und ihrer Gitarre bedient. Für ein Set, das schlicht umwerfend war.

«Als ich 6 war, wollte ich Elvis heiraten.»

Später im September sitzen die Musikarbeiter mit Johanna/Inga im Gastgarten des Rüdigerhof. Die Hürden der Speisen- und Getränkeauswahl genommen, lässt die Musikerin ihre Geschichte Revue passieren. Dabei tauschen sich zuvor Bildarbeiter Lang und Inga, die immer «Knackwurst, Kaffee und Ketchup» im Kühlschrank hat (nicht zuletzt aus Budgetgründen!) kurz über die Segnungen und Potentiale der Knacker aus. Geboren wurde die Musikerin 1976 in Altmünster am Traunsee, erste richtungsweisende Prägungen lieferte der Vater, seinerseits in einer Big Band aktiv, im Style von James Last und Benny Goodman, samt entsprechender Plattensammlung. Die Mutter war etwas anders orientiert – «Sie war ja irgendwie ein Hippie, hat Beatles gehört.» Den King, Elvis, ja, den hätte Inga schon gerne geheiratet. Dieser war aber uneinsichtig und es folgte die Blockflöte und Klavierunterricht, bis ihr auffällt: «Die Gitarre kann man besser auf Partys mitnehmen.»
Das Gitarrenbuch von Peter Bursch tat ein Übriges. Bob Dylan, Woody Guthrie und eigene Favorit:innen wie Janis Joplin oder Hendrix bevölkerten bald ihr musikalisches Universum. «Und dann liest man Hermann Hesse und dann verstehen dich deine Schulkollegen nicht mehr, beziehungsweise umgekehrt.» Die Folge: Eine gewisse Außenseiterinnen-Position in Gmunden, wo sie aufwächst, andererseits ist ein älterer Cousin, Josef Linschinger, Mitbegründer und Ex-Musiker der Linzer Brachial-Art-Band Fuckhead, noch mehr outside. Auch Inga lässt ihre Hörgewohnheiten schweifen, taucht in die Welten der Indie-Sounds ebenso ein, wie sie phasenweise Sisters Of Mercy oder Faith No More goutiert. «Dann bin ich wieder in den Blues abgebogen […] und vor allem ist da ja ein Unterschied zwischen der Musik, die ich höre und der, die aus mir herauskommt, die schon ‹Amerika-beeinflusst› ist.»

Women walk the line

Nach einem Jahr in Irland gibt sie der Sehnsucht nach, «die Orte zu besuchen, wo das alles passiert ist. […] Einmal über die Golden Gate Bridge, das Haus von Janis Joplin besuchen, Graceland, Memphis, Nashville … das habe ich alles abgeklappert.» Vor allem in Nashville wurde sie herzlich aufgenommen, war in sechs oder sieben Jahren dreizehn oder vierzehnmal dort, hat Freundschaften geschlossen, die weiter bestehen. 2016 war sie bislang letztmalig in den USA. Ihr Songwriting beschreibt Inga als zunächst «Vierzeiler-Sammeln», dann ergibt sich ein Rhythmus, im Idealfall taucht eine Melodie auf, «die ich ins Handy singen muss, damit ich sie nicht vergesse.» Zwei Alben hat sie bislang zusammengetragen, Stella, 2013 erschienen, feiert heuer zehnjähriges Jubiläum, Tossed And Turned kam 2016, ein drittes Album ist im Entstehen. Darts ist ein erster neuer Song, der ab 20. 10. via Bandcamp und ähnlichen Plattformen verfügbar ist, produziert mit Engel Mayer (Ex-Russkaja). Inga Lynch sieht sich durchaus als Unterhalterin (mit Anspruch!), und versucht, von der Musik zu leben (siehe «Knacker»), hat dabei ihr Booking ebenso im Griff wie alle anderen Aspekte des Musikmachens. Inga hat dabei verschiedene «Formate», Solo, im Duo mit Wolfgang Kreuzer oder mit Claudia Fenzl. Mit ihr hat sie das Programm Women Walk The Line entwickelt, ein reines Frauenprogramm, female Songwritern vorbehalten. «Es gibt die Tammy Wynette, Dolly Parton, Loretta Lynn, es gibt die Bessie Smith, die Billie Holiday … bitte, mach’ ma was! […] Wir haben uns auf Songs konzentriert, wo die Frauen einmal ‹zurückschießen›.»

Inga Lynch: Darts
ab 20. Oktober
Live: Inga Lynch & Friends 17. November, Louisiana Blues Pub
Women Walk The Line
­23. November, Erdgeschoß
www.ingalynch.com

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