Knapp bei Wassertun & lassen

Illustration: (c) Thomas Kriebaum

Klimazone (September 2024)

Wie schnell eine Selbstverständlichkeit zu Luxus werden kann, habe ich diesen Sommer erlebt. In meiner ­Heimatgemeinde ­haben starke Regenfälle das Trinkwasser verschmutzt. Oberflächenwasser gelangte in die Quellwässer. Das Leitungswasser wies keine Trinkwassereignung mehr auf. Ich musste Wasser abkochen, bevor ich es zum Trinken, Waschen oder Kochen verwendete. Ein mühsamer Prozess; nicht nur einmal ­erwischte ich mich dabei, wie ich wie selbstverständlich den Wasserhahn aufdrehte.
Nicht nur Extremwetterereignisse – wie starke Regenfälle – gefährden unser Trinkwasser, sondern auch die zunehmende ­Trockenheit. Das zeigte zuletzt eine Analyse der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Laut dieser könnte in rund 470 Gemeinden in Österreich im Jahr 2050 das Wasser knapp werden. Grund dafür sind sinkende Grundwasserspiegel. So manch einer prophezeit, dass Wasser zur umkämpften Ressource werden wird. Eine Prophezeiung, die bereits seit Jahrzehnten im Raum steht, und sich bisher zum Glück noch nicht bewahrheitet hat. Wahr ist allerdings, dass Wasser schon jetzt ein knappes Gut ist.
Weltweit haben mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und etwa die Hälfte der Weltbevölkerung leidet saisonal unter akutem Wassermangel. Die Vereinten Nationen betonen in ihrem diesjährigen Weltwasserbericht, dass Wasserknappheit zukünftig auch dort auftreten könnte, wo Wasser heute scheinbar im Überfluss vorhanden ist. Der Zugang zu Wasser ist ungleich und wird in Zukunft noch ungleicher werden. Wie immer sind davon vor allem die Ärmsten und Schwächsten am stärksten betroffen. Es braucht ein Wassermanagement, das über Ländergrenzen hinweg den Zugang zu Wasser gerechter regelt. Gewässer müssen besser geschützt, der Zugang zu Wasser stärker ausgebaut und die miteinander konkurrierenden Ansprüche auf Wasser umfassender reguliert werden.
Was Wasserknappheit bedeutet, hat Barcelona in den letzten Jahren erlebt. Drei Jahre lang hat es in der Region zu wenig geregnet. Diesen Februar musste der Wassernotstand verhängt werden. Viele öffentliche Duschen wurden geschlossen, öffentliche Parks durften nicht mehr bewässert, private Pools nicht mehr befüllt werden. Ein Ausnahmezustand, der erst kürzlich wieder aufgehoben werden konnte, der sich aber schon bald an einem anderen Ort im Mittelmeerraum wiederholen könnte. Denn laut Weltklimarat wird der Klimawandel den Wassermangel in der Region verschlimmern.
Ein sorgsamer Umgang mit der Ressource Wasser wird zukünftig wichtiger werden – auch in Österreich. Hierzulande verbraucht eine Person im Durchschnitt 130 Liter Wasser täglich. Und allzu oft gehen wir viel zu sorglos mit unserem Wasser um. Allein ein Viertel der 130 Liter spülen wir wortwörtlich ins Klo.
Bisher habe ich mir wenig Gedanken um die Wasserversorgung gemacht. Dieser Sommer hat meinen Blick auf das Wasser verändert. Plötzlich schätze ich das Wiener Trinkwasser, das auch bei ausgeprägten sommerlichen Hitzewellen fast gekühlt mit maximal zehn Grad aus der Leitung kommt.

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