Knecht Ruprecht und Herr PoloniusDichter Innenteil

Sie sagen, immer, wann die Jahreszeit naht,

wo man des Heilands Ankunft feiert,

könnt ihr kein wildes Treiben hören,

und Kekse-Duft statt Arbeitsschweiß nur wittern.

Die Tage sind gesund,

dann trifft kein Speer, kein Krieger kämpft,

noch mögen Menschen streiten.

So gnadevoll und heilig ist die Zeit.

Weihnachten zu Shakespeares Tagen, in meiner Phantasie.

Kaum ein Hauch hat sich bis in unsre Zeit erhalten.

Für zwei, drei Tage mögen Ruhe und Beschaulichkeit einkehren;

doch einen Mond lang verwandeln sich Städte beinah in Kriegsschauplätze.

Scharen von Getriebenen kämpfen um die besten Beutestücke.

Eine Jagd nach Geschenken, in der Absicht, Freude zu spenden.

Da hetzen sie, begleitet vom Marktgeschrei der Händler,

von Laden zu Laden, als ginge es um das Leben.

Je höher sich Geschenke unterm Baume stapeln,

desto größer der Beutezug im nächsten Jahr;

soll doch Glück für Augenblicke wiederholt werden.

So ziehen sie Jahr für Jahr wie eine Büffelherde durch die Straßen,

auf der Suche nach den winterlichen Futterplätzen.

Kann Freude im weihnachtlichen Trubel entstehen?

Oder wächst sie nicht vielmehr in jener Stille und Rast,

welche die Dezember vieler Generationen vor uns prägten?

Kein Feld konnte zu diesen Zeiten bestellt werden.

Die verschneiten Straßen ließen vielfach keine Handelsreisen zu.

So wie die Leute kamen auch ihre Gedanken zur Ruh.

Der Kopf war frei, um Frieden und Freude zu empfangen.

Äußerlichkeiten nahmen an Bedeutung ab,

man ließ sich ein auf die Ankunft des Herrn,

der, in Armut geboren, nur weniges sein eigen nannte,

und doch zum Begründer eines Luxus-Festes wurde.

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