KoatenverkaufDichter Innenteil

Meine Leit worn immer scho orm, und solaung i denken kau, hob i überlegt, wia i fia mei Famülie a Göd auftreibn kunntat.I wor no net gaunz fünf Johr oid, do haumma, bevur ma die Gemeindewohnung kriagt haum, in Meidling in an sogenannten Loga gwohnt, in der Kastanienallee. Do samma oft obespaziert auf de Meidlinger Hauptstrossn, über d’Philadelphiabruckn. Auf derer Bruckn is domois, in de fuffzger Johr, a Personenwoog g’staundn. Do haum die Leit a Göd eineghaut, daunn haums a klanes, graues Poppndeckelkarterl kriagt, do is eahna Gwicht draufgstaundn. Rund um de Woog san lauter solche klanan grauan Karterln g’legn. Domois hob i des System no net wirklich durchblickt, i hob nur gsegn, dass die Leit a Göd zoin, damit s‘ a so a Karterl kriagn; und des hot mi auf a Idee brocht. Zeitlich in da Fruah, mei Großmutter, mei Mutter und meine zwaa öteren Schwestern haum no g’schlofn, bin i aufg’staundn und hob mi ausseg’schlichn. Auzogn hob i ma nix, damit i niemaundn aufweck. Blosshappert, nur mit Unterhosn und Leiberl, wor i unterwegs. Herbst wor’s, es wor scho recht frisch, oba des wor ma wurscht. I bin obe auf die Philadelphiabruckn und hob olle Karterln aufg’saummelt, wos durt g’legn san. Daunn hob i mi niederg’setzt und hob mei Beute feilgeboten. Die Leit haum mas aa wirklich okauft, wohrscheinlich aus Mitleid. Maunche haum ma fünf Groschn gebn, maunche zehne, und a poor sogor zwanzg. Und i hob ma vurgnumma g’hobt: Waunn i fünf Schilling beinander hob, geh i ham, daunn kemma wos eikaufn geh. Inzwischen is oba daham mei Mutter munter wurn und hot mi g’suacht. Zerscht im Loga, daunn auf der Gossn. Sie hot gsegn, dass mei G’waund no do is, oba i net. Do hot s‘ olle Leit g’frogt, ob’s a klans Madl mit Unterwäsch gsegn haum, und irgendwer hot ihr daunn g’sogt: «Jo, de hob i gsegn! Se sitzt do unten auf der Philadelphia Bruckn und verkauft irgendwas.» Mei Mutter is oiso daherkumma, hot mi derblickt und vur lauter Erleichterung hot s‘ mi beim Orm in d‘ Heh g’rissen. Meine gaunzn Gröscherln san ma um d’r Erd g’flogen, und i hob g’rehrt wia a Schlosshund. Koit wor ma, mei Göd wor weg, mei Muatter hot g’schimpft – i wor verzweifelt. Sie hot daunn g’mant: «Du kaunnst net wos verkaufen, wos aundere Leit wegg’schmissen haum!» I hob ma denkt: Mi kaunnst gernhabn, i waaß des besser – des geht scho, und waunn i gresser bin, geh i Karteln verkaufen, sovü i wü. Daunn wirst scho segn! Is oba nix draus wurn, daunn hot’s nämlich boid Woogn gebn, die des Gwicht nur mehr auzeigt und kane Karteln ausg’spuckt haum…