Deutschland vom Rand gesehen
1986 beginnen ein paar Punks, einen Strich auf die Berliner Mauer zu malen. Die Maler sind eine Gruppe von Freunden aus der DDR, die nach Westberlin gezogen waren. Die Kunst- und Protestaktion endet, als einer von ihnen von DDR-Grenzsoldaten verhaftet wird. Jahrzehnte später kommt ans Licht, dass einer aus der Freundesgruppe ein informeller Mitarbeiter der Stasi war. In Gerd Kroskes Doku Striche ziehen kommen die ehemaligen Punks in Interviews und in Gesprächen zu Wort.
Die ersten Filme des 1958 in Dessau geborenen Gerd Kroske entstehen 1989/90 und dokumentieren Stimmungen, Stimmen und Menschen in der Endzeit der DDR. Die Protagonist_innen von Kroskes Dokumentarfilmen sind meist Außenseiter_innen, wobei der Regisseur nicht bloß individuelle Porträts entwirft, sondern gesellschaftliche Zusammenhänge aufzeigt. Das Filmmuseum widmet Gerd Kroskes Œuvre eine Retrospektive mit dem Titel «Deutschlandbilder». Der Blickwinkel ist ein – notabene – männlicher, beziehungsweise in den meisten Fällen ein Blick auf Männer wie zum Beispiel den Boxer und (Selbst-)Darsteller Norbert Grupe (Der Boxprinz) oder junge Burschen in St. Petersburg, Berlin und Rio (Galera). Als Filmemacher bezieht Kroske keinen wie immer gearteten «neutralen» Standpunkt, er nimmt eindeutig Stellung. So auch in seinem neuesten Film SPK Komplex über das Sozialistische Patientenkollektiv, das 1970 als antipsychiatrische Therapiegemeinschaft in Heidelberg gegründet wurde.
Gerd Kroske. Deutschlandbilder
Bis 13. Februar
Filmmuseum
1., Augustinerstraße 1
filmmuseum.at