Kooperative Arbeitsweltenvorstadt

Ein Buch über selbstverwaltete Betriebe in Europa

Sieben beinahe in ganz Europa verstreute Betriebe hat Christian Kaserer einen Besuch abgestattet und unter die Lupe genommen. Ihr gemeinsamer Nenner: Selbstverwaltung, wobei es auch innerhalb solcher Organisationsstruktur große Unterschiede gibt, denn ein Betrieb mit rund 80.000 Arbeiter_innen wie Montragón mit Sitz im Baskenland muss naturgemäß auch im Rahmen einer Selbstverwaltung anders geführt werden als etwa Dobrze, ein Nahversorger in Warschau.
«Moment mal, Dobrze kommt mir bekannt vor», werden Sie sich jetzt unter Umständen denken, obwohl Sie noch nie in Warschau einkaufen gewesen sind. Sie täuschen sich nicht, dieser kleine Supermarkt wurde vor rund einem Jahr, eben von Christian Kaserer, in Wort und Bild in dieser Zeitung vorgestellt.
Weitere Stationen des reisenden Journalisten, die in sein Buch coop eingeflossen sind, wären: die Seifenmanufaktur VIO.ME (Thessaloniki), die Energiekooperative Brixton Energy (London), die Teemanufaktur Scop Ti (Côte d’Azur), Oasis (Bozen), eine Sozialgenossenschaft mit mehreren Standbeinen wie Gärtnereiarbeiten und dem Betreiben einer Eissporthalle, und schließlich Ouvertura (bei Wien, genauer in Mitterndorf an der Fischa), eine solidarisch geführte Landwirtschaft.
Die Betriebsreportagen werden ergänzt durch sieben sehr aufschlussreiche Interviews mit Expert_innen aus dem Bereich Selbstverwaltung, die diese alternative Form einer Unternehmensführung schmackhaft machen, ohne dabei die eine oder andere Stolperfalle zu verschweigen. Insgesamt ein Büchlein, das zum Schritt hin zu einer nicht bis wenig hierarchischen Betriebswelt ermutigen soll, bloß ein etwas strengeres Lektorat hätte an manchen Stellen gut getan: Insbesondere ist nicht nachvollziehbar, warum der Autor nicht gendergerecht formuliert hat.

Christian Kaserer
coop – Selbstverwaltete Betriebe und ihre Auswirkungen auf
Arbeit und Gesellschaft
Guernica Verlag 2020
120 Seiten, 9,90 Euro

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