Kulturelle Aneignung?Artistin

Comic

Auf einer Tagung US-amerikanischer Germa­nist:innen wird Birgit Weyhe vorgeworfen, dass sie in ihren Comics kulturelle Aneignung betreibe. Die gebürtige Münchnerin ist in Kenia und Uganda aufgewachsen, bevor sie nach Deutschland ­zurückkehrte. Für ihre Comics sind beide Kulturkreise Fundus für Bilder und Symbole. Doch nutzt die weiße Autorin ihre privilegierte Position aus, wenn sie Geschichten über Schwarze erzählt?
Zum gleichen Zeitpunkt erhält die Zeichnerin eine Anfrage von einer US-amerikanischen Professorin für ein Interview. Wie es der Zufall will, ist Priscilla Layne Afroamerikanerin mit karibischen Wurzeln. Im Gespräch erfährt die Zeichnerin von der außergewöhnlichen ­Lebensgeschichte Laynes, ihrer Stigmatisierung als «Oreo» – zu weiß für die einen, zu dunkel für die anderen – und ihrer Entscheidung zur Konfrontation als Rebellin und Kämpferin. Aus dem Zufall entwickelt sich eine einzigartige künstlerische Auseinan­dersetzung. Während Weyhe Laynes ­Biofiktion zeichnet, steht Layne Weyhe als Korrektiv zur Seite. Die Zeichnerin legt Privilegien offen, derer sie sich in diesem dialogischen Prozess bewusst geworden ist. Und diese Ebene ist in den Comic selbst eingewoben.

Birgit Weyhe (Text & Zeichnung):
Rude Girl
avant-verlag 2022
312 Seiten, 26 Euro

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