Land der Berge. Und Wellenvorstadt

Surfer Max Neuböck hat sich in Ebensee (OÖ) einen Traum verwirklicht und die größte künstliche Flusswelle Europas errichtet.

TEXT UND FOTO: NINA THIEL

Wassermassen preschen durch den Kanal. Der Horizont ist von Bergen geprägt. Es ist laut. Es sind keine Surfer_innen auf der glatten Wasseroberfläche zu beobachten. «Wir haben uns selbst ein Surfverbot auferlegt», erzählt Max Neuböck lachend. Die Eröffnung seiner eigenen Welle steht kurz bevor. «Sonst kommen wir zu gar nichts mehr, wenn wir selbst den ganzen Tag die Welle ausprobieren!» Die ersten Probefahrten hat er bereits hinter sich. Gemeinsam mit Freund_innen, Familie und Unterstützer_
innen arbeitet Max heute an der Einstiegsplattform zur Welle: der letzte Feinschliff an Europas größter Flusswelle.
Der gebürtige Ebenseer surft bereits seit 13 Jahren auf natürlichen Wellen in der Traun und erinnert sich an den Beginn seiner Leidenschaft: «Da haben wir noch an der alten Welle in Ebensee gesurft. Sie war nur während der Schneeschmelze surfbar oder wenn es geregnet hat – das war ungefähr zwei bis drei Monate im Jahr der Fall.»

Ohne Pumpen.

Motivation, eine künstliche Welle zu bauen, war demnach die Verfügbarkeit. «Insgesamt sechs Jahre haben die konkrete Planung und Umsetzung von The Riverwave gedauert. Die zehn Meter breite und bis zu eineinhalb Meter hohe Welle ist die erste ihrer Art. Im Vergleich zu natürlichen Flusswellen kann sie durch hydraulische Stahlklappen, in Höhe, Steigung und Geschwindigkeit angepasst werden. Und anders als Wavepools, wie etwa am Gelände der Wiener SCS, kommt die Welle im Salzkammergut ohne strombetriebene Pumpen aus.
In der internationalen Riversurfszene nimmt das Projekt laut Max eine Vorreiterrolle ein. «Weil wir in Europa die Ersten sind, die ein Projekt in diesem Ausmaß umsetzen, wird das in den nächsten Jahren auch definitiv in den Köpfen der Menschen bleiben.» Der 26-Jährige plant, nicht nur ähnliche Projekte und Initiativen mit seinen Erfahrungen zu unterstützen, sondern auch Events mit europäischer Tragweite in Ebensee zu veranstalten.

Neuland an der Traun.

Erfahrungswerte für den Bau gab es keine. Notwendige behördliche Genehmigungen für eine künstliche Flusswelle mussten erst ausfindig gemacht werden. Unterstützung von der Gemeinde Ebensee hat es dabei von Beginn an gegeben, wie Max Neuböck sagt. Die von ihm geschätzten Kosten von etwa 1,8 Millionen Euro wurden eigenfinanziert. Mit Hilfe seiner Firma – einem Surfshop –, der Unterstützung seiner Eltern und der örtlichen Bank.
Laut Finanzierungsplan soll der Betrieb der Wellenanlage in spätestens 20 Jahren diese Kosten erwirtschaften. Max vergleicht das mit einem Schigebiet: «Du kommst, kaufst eine Tageskarte oder hast bereits eine Jahreskarte und kannst surfen gehen. Das Surfen kostet halt was.» Tageskarten gibt es unter der Woche für 22 Euro und am Wochenende für 27 Euro zu kaufen. Eine Jahreskarte kostet 444 Euro. Ein Kiosk, Surfkurse und Verleihmaterial sollen weitere Einnahmen bringen.

Recht fesch.

Max trägt heute Blaumann statt Neoprenanzug. Mit Blick auf seine Welle erinnert er sich an den Beginn von The Riverwave. Die Reaktionen zum Projekt waren unterschiedlich, erzählt er: «Wir hatten Personen, die es unglaublich befürwortet und gesagt haben: ‹Ja super, klasse G’schicht!› Und natürlich hat es auch kritische Stimmen gegeben, die meinten: ‹Das brauchen wir nicht, das sei Umweltzerstörung!›»
Entgegen der Kritiker_innen bezeichnet Max diesen Eingriff in den Lebensraum Fluss minimal: «Wir haben den Natur- und Umweltschutz natürlich bedacht und zwei Genehmigungen eingeholt. Einmal die wasserrechtliche Genehmigung, bei der es um Hochwasserschutz und die Auswirkungen auf den Lebensraum von Fischen geht. Der andere Faktor galt dem Naturschutz im Allgemeinen und beschäftigt sich damit, wie sich das Projekt in die Landschaft einfügt.» Der zusätzlich errichtete Fischaufstieg mache den Lebensraum Fluss sogar attraktiver: «Die Fische schwimmen über den Aufstieg stromaufwärts und dann über unsere Rampe wieder runter. Das ist auch für sie eine Art Spielplatz.» 

www.theriverwave.com