Augustinverkäuferin Sarlota
Sieben oder acht Jahre bin ich beim Augustin. Ich verkaufe die Zeitung in der Gatterederstraße im 23. Bezirk. Ich bin aus der Slowakei und spreche Ungarisch. Das spreche ich besser als Slowakisch. Mein Vater, der schon gestorben ist, war Ungar, meine Mutter ist Slowakin. Meine Familie ist also gemischt. Die ungarische Grenze ist nur 12 Kilometer von meinem Heimatort, einer Kleinstadt, entfernt. Zuhause in der Slowakei habe ich viele Jahre gearbeitet, aber ich habe sehr wenig verdient. Und ich muss Essen kaufen, Miete, Strom, Wasser zahlen und so weiter. Wo nehme ich das Geld dafür her? Die Kosten sind so hoch wie hier. Hier ist es besser. Zuhause gibt es keine Caritas, wo ich günstig Essen und Kleider kaufen kann. Meine Tochter Jennifer, sie ist 17, geht ja noch in die Schule, und in der Slowakei mussten wir auch die Schulbücher selbst bezahlen. Meine Tochter spricht super Deutsch. Sie ist seit 6 Jahren hier.
Über das AMS mache ich einen Deutschkurs für A1-Sprachniveau. Drei Monate dauert der Kurs. Es ist schwierig, aber langsam lerne ich Deutsch. Ich wohne in Wien im 14. Bezirk. Für die Zweizimmerwohnung, in der wir wohnen, zahle ich eine hohe Miete. Ich muss den Augustin verkaufen, um genug Geld zu verdienen. Ich verkaufe auch das Buch von Karl Berger (Ohne Maulkorb), ab Mitte November verkaufe ich auch den Augustin-Kalender. Es ist gut, dass ich diese Sachen ebenfalls verkaufen kann. Das ist besser als nur die Zeitung, weil man ein paar Euro mehr verdient. Dass es den Augustin gibt, ist super.
Ich gehe gern spazieren, im Sommer gehe ich schwimmen. Jetzt ist es zu kalt, und ich habe auch keine Zeit, ich muss lernen für den Deutschkurs. Ich gehe in Schönbrunn spazieren oder beim Stephansdom zum Beispiel. In Wien gibt es viele schöne Gebäude. Vor kurzem waren wir in Klosterneuburg, wir sind von unten an der Donau hinaufgegangen zum Kloster und zur Kirche. Das war sehr schön.
Protokoll: Jenny Legenstein
Foto: Mario Lang