Literatur
«Dieser Text wird keine raffinierte, dabei auch tendenziell verworrene, rätselhafte Geschichte!» Kein Roman, kein Sachbuch, kein Lyrikband, kein Essay, schon gar kein Ratgeber und auch keine Biografie ist Fadenspannung. Eine Verbündung von Ilse Kilic geworden. Diese negative Annäherung wird dem Band der Wiener Autorin nicht gerecht, auch weil das Buch vieles des oben Genannten enthält, dazu noch Zeichnungen von Kilic. Es ist aber kein Mischmasch oder Sammelsurium oder gar eines dieser seltsamen Kompendien, die sich gern «verstreute» oder «gesammelte» Texte nennen. Eine Genrebezeichnung für das, was Fadenspannung ist, gibt es wohl nicht. Es ist jedenfalls ein Meta-Text (ein fürchterlich fad und abgehoben klingender Ausdruck, doch fad und abgehoben schreibt Ilse Kilic nie!), ein sehr persönlicher Text über Literatur in literarischer Form. Es geht um Lesen, Schreiben, Schreibende, Lieblingsgedichte und Dichter_innen und darum, was Literatur ist und werden soll. «Wir brauchen andere Erzählungen, Erzählungen von Verbündungen, Erzählungen von Prothesen, Erzählungen von Netzen und Stricken (…)»
Ilse Kilic: Fadenspannung. Eine Verbündung
Ritter Verlag 2021
166 Seiten, 14,90 Euro