Lesesüchtig, schreibwütigtun & lassen

Augustinerin Barbara Eder

Für den AUGUSTIN schreibe ich seit 2018. Ich bin aus Wien und kenne den AUGUSTIN natürlich seit langem. Es gab einen Kolporteur am Südtiroler Platz, den habe ich kennengelernt, weil ich oft vorüberfuhr. Wir haben uns öfters unterhalten, und ich fand sehr interessant, was er zu erzählen hatte.
Eines meiner Themen sind Graphic Novels. Zum anderen schreibe ich über Tech-Themen, aber nicht über Dinge wie die besten Programmiercodes, sondern aus einer gesellschaftlichen Perspektive heraus. Ich habe zwei Jahre lang als Linux-Systemadministratorin gearbeitet, bin aber ganz froh, das nicht mehr machen zu müssen. Ich bin viel lieber in der Textwelt als in der Welt von Konsolenfenstern und Computersprachen und möchte gerne hauptberuflich journalistisch tätig sein. Mich interessiert das Verhältnis von Technik und Gesellschaft. Wie viel Lohnarbeit fällt weg durch Automatisierung, was sind die großen Versprechen der Industrie 4.0, und was steckt hinter dem Boom von digitalen Technologien? Wie viel davon ist eine Art Industrieideologie und wie viel etwas, was wir im Sinne einer Gesellschaftsveränderung nützen können?
Ich habe Soziologie und Philosophie studiert, war ein paar Jahre bei der Unique, der Zeitung der österreichischen Hochschüler_innenschaft, und habe dann begonnen, für die Berliner Jungle World zu schreiben. In der Literaturzeitschrift Wespennest bekam ich eine Comic-Kolumne. Ich war als Kind überhaupt kein Comicnerd, habe aber wahnsinnig gerne gelesen und habe auch früh eigene Texte geschrieben. Irgendwann bin ich bei einer Buchmesse auf Graphic Novels gestoßen und habe festgestellt: Da gibt es ein Medium, das in Bildern und Texten erzählt und total interessant ist, von der Haltung her: Es kommt viel, was sonst oft vernachlässigt wird, in einer nicht stigmatisierenden Weise zur Sprache. Es ist auch ein Medium von Außenseiter_innen. Ich habe meine Dissertation über Migration in Graphic Novels gemacht. Ausschlaggebend war ­Persepolis von Marjane Satrapi, wo man durch die Augen der Autorin einen ganz anderen Blick auf Wien kriegen kann, auf das Eigene sozusagen.
Den Zugang zur Literatur hatte ich seit meiner Kindheit durch die Städtischen Büchereien. Da habe ich früh soziologische und philosophische Literatur gelesen, auch Karl Marx und Simone de Beauvoir. Infolgedessen war für mich klar: Ich möchte etwas machen, das auf Menschen zentriert ist, mit dem Aspekt eines gesamtgesellschaftlichen Zusammenhangs. Man kann sagen: die Verteidigung dessen, was ein gutes Leben für alle ist.

Protokoll: Ruth Weismann
Foto: Carolina Frank