Am 13. Tag schuf Olé:
Ein Reservat für Opportunisten und Duckmäuser, die befristet vom Vertuschen und Vergessen leben.
Persiflagen auf die verlogene Schweizer Flagge.
Die Gänsehaut, die dich umspannt, wenn du endlich Davids Sieg gegen Goliath registrierst, an den du nicht mehr glaubtest.
Bild: Häuser am Mond von Anton Blitzstein
Extrem gut schneidende Messer, die weniger Haushaltsverletzungen hervorrufen als stumpfe.
Die Vertreibung von Kaspar, Melchior und Balthasar aus dem Himmel, nachdem sie als vorchristliche Göttinnen entlarvt wurden.
Ein Notquartier für flüchtige Sternsinger, die sich weigern, Menschen um Spenden für imaginäre Afrika-Projekte anzubetteln.
Tausende Bücher von Homers Ilias, ins Spanische übersetzt, für die lesesüchtigen Dörfer am Rande Kolumbiens.
Das Denkmal für Tenzing Norgay in Auckland, das mindestens so groß ist wie jenes von Sir Edmund Hillary.
Die Stadt Chicago, die 250.000 Wirtschaftsflüchtlinge aus dem Burgenland aufnimmt und sie zum Viel-Geld-Verdienen zwingt.
Den Afrikanischen Fußballverband, der schwarze Talente aus Europa zurückholt und irrtümlich auch Alaba auf die Rückholliste setzte.
Ein Register der verlogenen nicht autorisierten Biografien.
Ein Register der verlogenen autorisierten Biografien.
Ein Register der verlogenen Autobiografien.
Die bayrische Revolutionsbewegung MIA SAN DAGENG.
Eine Interessensvertretung der Ziegelsammler und Ziegelei-Restaurateure.
Dialektwörterbuchautor_innen für sämtliche Dialekte, inklusive der längst ausgestorbenen und der sich in Zukunft bildenden.
Aspirin von der Größe der Sonne.
Am 13. Tag schuf Olé außerdem:
Eine Wirtschaftsordnung, die unerwünschtes Verhalten bestraft.
Ein paar Rätsel, damit die Menschen aus dem Staunen nicht herauskommen.
Dutschkestraßen in jeder deutschen Stadt, und ein paar auch verstreut in Österreich.
Avantgardistische Künstler_innen, die Kind und Kegel unterhalten.
Schulbücher über die Klitoris, die die Vielförmigkeit dieses Organs beweisen, sodass sich die Frage aufdrängt, ob es sich überhaupt um ein und dasselbe Organ handelt.
Ein gastfreundliches Korčula, das die Förderung der Wiedereinführung der Praxisphilosophie durch die Entschärfung der Bora beschließt.
Eine komplette Dokumentation der Dreiecksbeziehungen in Literatur und Film.
Die Vervielfachung Leonardo da Vincis, des Mannes mit den 1000 Talenten, der unter anderem den Hubschrauber, den Panzerwagen und den Taucheranzug erfunden und so unserem Schöpfer Olé diesbezügliche Anstrengungen erspart hat.
Archäologische Funde, die auf eine breite und lang anhaltende antispanische Inka-Guerillabewegung hindeuten.
Ein Wiener Boheme-Kaffeehaus, in dem sukzessive alle Intellektuellen, die nur in Behauptungssätzen reden, durch Kaffeezusätze vergiftet werden.
Die Kunst etwas vorzulesen und dabei zu hoffen, dass niemand zuhört.
Gute Noten für alle, die den Menschen als Ding definieren, das am Morgen aufsteht und Ham and Eggs frisst.
Schattenkabinette der Arbeiterklasse, die – aus dem Schatten tretend – Kabinette werden.
Und auch das schuf er am 13. Tage:
Die Niedlichkeit eines jungen Wolfes in den Gemüten unserer Geliebten
sowie Zungen, für die sie Waffenscheine brauchen.
Herzen, die nicht mehr kalt wie gefrorene Hühnchen sind.
Das Aufblühen der Johanneschristen im Irak.
Viel mehr Literaturzeitschriften im Literaturzeitschriftenarchiv des Literarischen Quartiers.
Giftschränke für Unterrichtsbücher zur Zucht, Pflege und Haltung von Feindbildern.
Regelmäßige Mittelmeerurlaube für alle Bewohner_innen nördlich der Alpen.
Reinen Wein.
Die Heilung aller an Parkinson Leidenden.
Ein untropisches Schmetterlingsparadies am Eichkogel bei Guntramsdorf.
Verbesserte Performance der Auerhähne beim Balztanz.
Die endgültige Wiederansiedlung der Bären in Österreichs Wäldern, mit Ausnahme meines Bärlauchwaldes, dessen Koordinaten ich nicht verrate.
Scheißende, die auf Schießende scheißen, statt Schießende, die auf Scheißende schießen.
Hässliche und eklige, in großer Auflage gefertigte, 20 cm große Andreas-Hofer-Figuren.
Die Kunst, wie Boabdil zu lieben, mit feierlicher Langsamkeit und einer Raffinesse der Trägheit.
Die Fähigkeit der Waschmaschinen, auch ohne Strom zu wandern, und die Unfähigkeit der Menschen, ihre Wanderrouten vorauszuberechnen.
Feuer und Flamme für die Rettung sexueller Devianzen.
Eine neue Debatte über Porno, aber ohne Illustrationen.
Pendlerfreundliche Öffnungszeiten für Sado-Maso-Cafés.
Und schließlich schuf Olé an diesen Tage noch Folgendes:
Hobby-Dominas als Ministerpräsidentinnen in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, Tschechien und Ungarn und als Bürgermeisterinnen in Tschenstochau, Altötting, Mariazell und Donezk.
Die Wiederauferstehung des österreichischen Wunderteams mitsamt dem eleganten Fußballverbandskapitän Hugo Meisl, bei Vermeidung weiterer Wiederauferstehungen.
Ein jährliches Wittgenstein-Festival in Puchberg am Schneeberg, inkl. Weltmeisterschaften in Wittgenstein Slamming.
Mehr Nihilisten auf dieser Welt, die nicht an nichts glauben, sondern nicht an das, was ist.
Mehr Dichter, die ihre Seele verkaufen.
Eine 2CV-Fabrik.
Ausreichend Ferienwohnungen mit Balkon zwischen Klein Pertholz und Groß Radischen.
Besorgniserregende Erkrankungen aller Kontrollbesessenen.
Mütter, die herzhaft lachen, wenn der 13-jährigen Tochter ein Satz wie «Gott ist ein Schwein» herausrutscht.
Anm.: Die List der Geschichte bescherte den Spaniern, die Ende des 15. Jahrhunderts die Muslime aus der iberischen Halbinsel vertrieben, ein Wort, das von den Vertriebenen wie eine tickende Mine in die Landschaft des eng gewordenen ehemaligen Gastlandes gelegt wurde. Es ist das spanischste aller Wörter, heißt «olé» und ist nichts anderes der arabische Name Gottes, Allah, in kastilianischem Sound of Life.