Lyrik
müsste man Sonja Harters Themen auf den Punkt bringen. Die Grazer Autorin geht in ihrem insgesamt vierten Gedichtband neue Wege ins Internet: Zu all ihren Gedichten findet sich eine virtuelle Entsprechung, die mittels QR-Code aufrufbar ist. In oft flapsig lakonischem Ton nimmt uns Harter in einzelne Ausschnitte ihres Lebens mit und geht so verspielt und kreativ mit Sprache um, dass die eigene Kreativität bei der Lektüre geradezu angekurbelt wird. Und nichts Besseres kann einer in Coronazeiten passieren. «Bis die Lügen sich aus ihren Algorithmen schälen, kocht die Milch längst über», liest es sich im titelgebenden Gedicht #catporn, und während man noch darüber nachdenkt, welchen Lügen man in letzter Zeit verfallen ist, schmunzelt man bereits bei Versen wie jenen über die «Lebenslüge, dass es etwas zu erleben gebe». Zumindest da lässt es sich widersprechen, denn solange wir brav zuhause bleiben, sind Sonja Harters Gedichte Erlebnis genug.
Katia Schwingshandl
Sonja Harter:
katzenpornos in der timeline
Gedichte
luftschacht verlag 2020
104 Seiten, 15 Euro