LUST. Lasst uns leben!Dichter Innenteil

Aus der KulturPASSage

Der Titel des aktuellen Kabarettprogrammes von Werner Brix trifft – nach Aussage des Künstlers – den Kern der Sache. Werner Brix führt uns vor Augen, dass man das Leben in jedem Fall genießen sollte und nicht wegen jeder Kleinigkeit alles schlechtreden sollte.

Trotz dieses Aufrufs spart er nicht mit Kritik am vorherrschenden System, vielmehr hält er uns einen Spiegel vor, der uns zeigt, mit welcher Vehemenz wir uns selbst daran hindern zu leben. Um die Aufmerksamkeit und das Verständnis des Publikums zu verstärken, ist bei ihm das Unterbewusstsein eines Zynikers in seinem Kopf, der nichts Positives in diesem Leben erkennen kann. Den Zuseher_innen wird so drastisch gezeigt, dass sich jeder Einzelne die meiste Zeit damit beschäftigt, sich Sorgen zu machen, und dass man sich darüber eigentlich Sorgen machen sollte. Aber worüber machen wir uns eigentlich Sorgen?

 

Lust am Leben haben zu können, muss ja nicht bedeuten, dass man blind durchs Leben gehen muss, aber nicht jeder kleine Fliegenschiss darf zu Depressionen führen. Obwohl: Die von uns selbst erfundene Kultiviertheit macht es uns schon schwer, frei von Sorgen zu leben. Auf humoristische Art zeigt uns Werner Brix, wie sehr uns diese Kultur verändert. Obwohl in unserer Welt immer mehr Menschen als Single leben, werden immer noch alle Sonderangebote der Wirtschaft als Partnerpaket angeboten, den «Einbettzimmerzuschlag» gibt es sogar schon für einen Besuch in der Oper.

 

Von allen Medien werden wir nur mehr mit Berichten über Katastrophen zugedeckt. Ist diese Tatsache wirklich notwendig, damit diese Medienkonzerne Gewinne erzielen können? Liegt vielleicht darin die Begründung, dass wir, dass unsere Gesellschaft immer mehr Berührungsängste hat? Haben wir verlernt, Gefühle einfach zu leben anstatt jede Kleinigkeit zu zerreden? Brix‘ Bühnenfigur postuliert: Der Mensch ist von hinten bis vorne triebgesteuert. Das ist grundsätzlich nichts Negatives, da Triebe eigentlich nichts anderes als Gefühle sind. Solange wir diese Triebe im Griff haben, können wir es möglicherweise vermeiden, uns von diversen Überangeboten der Wirtschaftskonzerne verführen zu lassen.

 

Wie wir es schaffen können, darauf zu verzichten, kann man in dem köstlichen Programm «LUST. Lasst uns leben!» erfahren, welches weiterhin im Kabarett Niedermair und in der Kulisse Wien gezeigt wird. Außerdem läuft dieses Programm in ganz Österreich und in Deutschland. Zum 20-jährigen Jubiläum «Werner Brix als Kabarettist» ist am 19. 4. und am 18. 6. 2014 eine Live-Aufzeichnung des Programms «Die Erotik der Macht» in der Casanova Bar in der Dorotheergasse 6 angesetzt. LUST ist bereits das neunte Soloprogramm von Werner Brix, der im Jahr 2005 mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet wurde.

 

Neben diversen Film- und Fernsehrollen engagiert sich Werner Brix auch sehr für den Theaternachwuchs. Er ist Vorsitzender des Otto-Tausig-Fonds und, gemeinsam mit Lilly Tausig, Paul Gulda und Erwin Steinhauer Veranstalter des jährlichen Benefizabends «Zum Tod lachen» zugunsten des Klubs «Entwicklungshilfe der Künstler». Auch wir vom 11% K.Theater durften seine Entwicklungshilfe in Anspruch nehmen. Werner Brix hat völlig uneigennützig eine Theaterprobe für uns gestaltet, wo wir enorm viel lernen konnten. Was aber mindestens genauso wichtig war, wir haben einen wunderbaren Menschen kennengelernt und einen Freund gewonnen. Werner Brix hat es damals schon geschafft, uns unsere Berührungsängste zu nehmen. Wir danken ihm dafür, und wir danken ihm für den unterhaltsamen Abend im Kabarett Niedermair.

Text und Foto: Rudolf Lehner

«Lust. Lasst und leben!»

Kabarettprogramm von Werner Brix

16., 17. und 20. 4. in der Kulisse, Rosensteingasse 39, 1170 Wien, Tel.: (01) 485 38 70, www.kulisse.at

22. 4. und 29. 4. im Kabarett Niedermair, Lenaugasse 1a, 1080 Wien, Tel.: (01) 408 44 92, www.niedermair.at