Luzider GeschichtsunterrichtArtistin

Comic

Am Anfang steht ein Deal. Die Hudson’s Bay Company, bis 1869 Privatbesitzerin etwa der Hälfte des heutigen Kanada, tritt große Anteile an den Bundestaat ab. Premierminister Sir John A. Macdonald gewährt im Gegenzug uneingeschränkte Handelsrechte. Das alles geschieht zu Zeiten, als noch Kolonialminister ihr Unwesen trieben, und über die Köpfe der Bewohner_innen des Rupert’s Land hinweg: Indigener, Métis – Nachfahren von europäischen Pelzhändlern und indigenen Frauen – wie englischsprachiger Siedler_innen. Da kommt Louis Riel als Anführer der Métis ins Spiel. Er organisiert den Widerstand und eine provisorische Regierung, um sich der Willkürherrschaft der Zentralregierung zu widersetzen. Zwei Gründe, warum Chester Browns Louis Riel über ein höchst umstrittenes koloniales Kapitel der Vergangenheit zum meistverkauften kanadischen Comic wurde: Erstens erzählt Brown die akribisch recherchierte Geschichte ausgesprochen luzide. Zweitens sprühen seine klaren Zeichnungen vor Witz, nicht zuletzt durch eine Ästhetik der Distanz, die seine Figuren mitunter wie Zinnsoldaten erscheinen lässt. Ein grandioser Geschichtsunterricht!

Chester Brown: Louis Riel
bahoe books 2021
280 Seiten, 24 Euro

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