«Männer» im ResselparkArtistin

Hansel Sato bricht mit der Darstellungstradition Mutter mit Kind

Das Sujet ist bekannt, man hat es hunderte Male gesehen: Jemand hält ein Kleinkind im Arm, wiegt es in den Schlaf. Eine klassische Pose, die sich in Kirchen und Frauenzeitschriften findet. Hansel Sato bedient sich der (vor-)christlichen Ikonografie «Gottesmutter mit Kind», um auf festgefahrene Geschlechterkonstruktionen aufmerksam zu machen.

Denn bei dem fürsorglichen Elternpart seiner Plakataktion handelt es sich um einen Mann, und das ist als Bildsujet immer noch ungewöhnlich. Mehrere Plakate mit dem immer gleichen Motiv hat Sato im Resselpark aufgestellt, sie unterscheiden sich einzig durch prägnante Schlagwörter wie Zielorientierung, Weitblick und Risikofreude. Begriffe, die eher mit dem immer noch männlich dominierten Arbeitsmarkt in Verbindung gebracht werden. Die repetitive Anordnung brennt das Vaterbild in unser Bewusstsein ein und trägt es aus dem privaten Rahmen in eine breite Öffentlichkeit, die es selbst engagierten Vätern immer noch beinahe unmöglich macht, sich angemessen ihrer Kindern anzunehmen, siehe Karenzzeit, Pflegeurlaub etc.

Dass es sich bei dem dargestellten Mann um Sato selbst handelt, scheint im ersten Moment zweitrangig, macht aber auf einen weiteren Umstand, das Selbstverständnis des Künstlers, aufmerksam: Wie ehemals Albrecht Dürer, der mit dem Christus-Bild kokettierte, trägt Sato einen Bart und lange dunkle Haare, er schlüpft somit zugleich in die Marien- als auch Christusrolle und hebelt Geschlechterzuschreibungen geschickt aus. Zudem repräsentiert er sich weder mit Palette und Pinsel in der Hand noch in aktionistischem Habitus, sondern schlichtweg als Vater. Eine Rolle, die der zentrale Aspekt seines momentanen Lebens zu sein scheint, die er auch einfordert und wohl mit allem Drum und Dran bedient: Er singt Einschlaflieder, steht zig Mal auf in der Nacht, geht in die Spielgruppe, zu Kindergeburtstagen, wechselt die Windeln und spielt Lego. Und niemand muss da noch nach der Mutter fragen. Gut so!

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