Mauthausen revisited: Afrikaner_innen im oberösterreichischen NS-Konzentrationslagertun & lassen

«Zwar nicht die erste, aber die umfangreichste Studie» zu Afrikaner_innen im oberösterreichischen Konzentrationslager Mauthausen haben Walter Sauer und Barbara Fuchslehner von der Uni Wien und der Journalist Simon Inou Anfang März präsentiert.

Anhand der Personalkarten der in Mauthausen Inhaftierten hat sich die Forschungsgruppe in minutiöser Kleinarbeit der Internierung von Menschen genähert, welche aus Ländern Afrikas oder der Karibik waren. Sie verdeutlicht, so der Historiker Sauer, «einen wesentlichen Aspekt des Nationalsozialismus» und zwar seine «globale Dimension, das Ziel der Diktatur der Weißen über alle anderen Völker».

Überraschend dabei ist nicht nur, dass in Mauthausen mehr Menschen afrikanischer Herkunft inhaftiert waren als bisher angenommen – allein von den rund 9.000 französischen Häftlingen waren 157 in afrikanischen Ländern (Tunesien, Algerien, heutige Republik Kongo etc.) geboren, die damals unter französischer Kolonialherrschaft standen. Auch die Begründung ihrer Inhaftierung war anders als vielleicht erwartet: Sie wurden überwiegend als «Schutzhäftlinge» bzw. «Vorbeugungshäftlinge» eingesperrt, also aus politischen Gründen und nicht wegen ihrer Hautfarbe oder aus anderen rassenideologischen Gründen.

Barbara Fuchslehner und Karin Röhrling, die Verfasserinnen der Studie, fänden ein Mahnmal für KZ-Häftlinge afrikanischer Herkunft angebracht; ebenso plädieren sie für eine vermehrte Berücksichtigung in Materialien zum Schulunterricht. Und schließlich soll die vorgelegte Studie auch Anstoß für weitere Untersuchungen sein; immerhin sei die Inhaftierung von Afrikaner_innen in Mauthausen «eine Widerspiegelung der globalen Diversität der Opfer des Nationalsozialismus – aber auch des Widerstands dagegen», so Walter Sauer.

Barbara Fuchslehner, Karin Röhrling: Afrikanerinnen und Afrikaner im KZ Mauthausen, Wien 2017

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