Medieninformation des AUGUSTINNews

20 Jahre - AUGUSTIN startete ins Jubiläumsjahr

Im Oktober 1995 erschien die erste Nummer der Straßenzeitung Augustin – 24 Seiten dünn, einmal im Monat, in einer Auflage von 6000 Stück, vertrieben von sechs Wiener Obdachlosen-Originalen. Die Jahre des Durchbruchs und der steten Aufwärtsbewegung in Richtung «Wiener Institution» entziehen sich der Erinnerung vieler Wienerinnen und Wiener – auch weil sie die Vergleichsdaten aus der aktuellen Augustin-Statistik für allzu selbstverständlich halten: 14-tägiges Erscheinen, Umfang 48 Seiten, verkaufte Auflage zwischen 20.000 und 25.000, mehr als 500 Verkäufer_innen, Eigenfinanzierung, Einstieg in die Medien Radio und Fernsehen.Nicht zu vergessen die produktive «Verzettelung»: Augustin-Kolporteur_innen können sich in Sport, Theater, Musik, Literatur und Aktionismus bewähren. Dieser so sinnvoll verästelte Augustin feiert heuer sein 20-jähriges Jubiläum, und die zwei Jahrzehnte reichten aus, um den meisten Bewohner_innen Wiens als soziales Markenzeichen, mehr noch: als soziales Gewissen der Stadt vertraut zu werden.

In diese Wertschätzung mischen sich aber auch Vorbehalte, Unterstellungen und Hypothesen, die die Abkehr von den ursprünglichen Zielsetzungen beweisen wollen oder uns vor «Sackgassen» zu retten vorgeben. Ein Vorbehalt ist, der Augustin arbeite einer «Bettelmafia» in die Hände. Ein zweiter Vorbehalt ist, der Augustin sei ursprünglich als Hilfe für die «eigenen Armen» gegründet worden. Zum ersten wäre zu sagen, dass die «Bettlermafia» nur in den Hirnen von Klatschjournalisten und Oberpolizistinnen existiert. Zum zweiten Einwand wiederholen wir das oft Gesagte: Die Vertriebsorganisation des Augustin fragte niemanden nach Pass, Herkunft oder Hautfarbe der Anwärter oder Anwärterinnen. Das Vertriebsbüro ist eine polyglotte kosmopolitische Wärmestube, wie sie sonst nirgends in Wien zu finden ist.

Was wir wirklich wollen

Anlässlich unseres Jubiläums möchten wir die Herausforderungen der beiden Säulen unseres Projektes – soziale und mediale Arbeit – formulieren.

Als Sozialprojekt wirkt der Augustin als Bündel von Lösungsansätzen dafür, wie innerhalb der Zivilgesellschaft die Mittel zum guten Leben und zum Überleben zugunsten der Ärmsten umverteilt werden können; die große, wirkliche und vom Staat betriebene Umverteilung, die die Reichen reicher und die Armen ärmer macht, liegt außerhalb unseres Handlungsfelds. Was aber machbar ist: Als soziales Experiment stellt der Augustin ein Testgelände nicht kontrollierender Sozialarbeit dar. Die Augustin-Sozialarbeit lehnt alle Formen von «Verfolgungsbetreuung» ab. Sie fördert die Selbständigkeit der Betroffenen, akzeptiert ihr So-sein, vermeidet jeden Leistungsdruck, handelt gegen Spaltungsversuche («brave Augustinverkäufer, böse Bettler; Inländer, Ausländer» etc).

Als Medium will sich der Augustin als Stadtzeitung positionieren, die Randgruppen eine Plattform bietet. Seine Berichterstattung soll einen Beitrag leisten, um dem Ausschluss unerwünschter Milieus aus dem öffentlichen Raum entgegenzutreten. Augustin-Journalismus ermutigt, Utopien in den Alltag eindringen zu lassen; als schönste Utopie begreifen wir eine Gesellschaft, deren Mitglieder ohne Angst anderes sein können. Als Gesamtkunstwerk kann der Augustin auf zwei Jahrzehnte seines basisdemokratischen, konsensorientierten Organisationsmodells zurückblicken.

Das Jubeljahr fängt ja aufbrausend an!

Die große Geburtstagsparty wird für Herbst geplant. Aber schon im Verlauf des ganzes Jahres wollen wir unser Gaudium «eskalieren» . Wir würden Sie gerne bei den kommenden Veranstaltungen begrüßen dürfen – am liebsten bei allen. Der Reigen der Geburtstagsevents beginnt mit der Premiere von Peter Turrinis «Sauschlachten», interpretiert von der Augustin-Schauspieltruppe «11%K.Theater» am Samstag, 24. Jänner im Kulturzentrum 7stern, 1070, Siebensterngasse 31. Am Freitag, 13. Februar wechseln Augustin-Verkäufer_innen faschingsgemäß ihre Rollen und verunsichern das Wiener Linien-Netz als «Kontrolleure». Treffpunkt für alle, die bei dieser Spaßguerilla-Aktion für einen Nulltarif bei Öffis mitmachen wollen: 15 Uhr, 1050, Reinprechtsdorfer Straße 31 (Innenhof).

Weitere Termine finden Sie laufend auf: www.augustin.or.at

Rückfragen richten Sie bitte an: redaktion@augustin.or.at, Tel. 01-587 87 90

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