Mein persönlicher DesignklassikerArtistin

Ohrwurm

In einer Rezension über die Biografie des Schriftstellers Arthur Koestler konnte ich lesen, er erinnere leider an ein ausrangiertes Möbelstück. In den 1950er Jahren und noch in den 70er Jahren sei es in allen politischen Lagern «en vogue» gewesen, ihn zu zitieren.

Beauvoir hatte ein Verhältnis mit ihm und De Gaulle ließ das Gerücht streuen, er hätte ein Koestler-Buch auf seinem Nachtkästchen liegen. Aber, so lies mich die Kritik wissen, seine intellektuelle Anziehungskraft habe gelitten wie das abgewetzte Leder eines alten Sofas. Seither denke ich mir Koestler gerne auf der braunen Ledercouch des «Club 2» sitzend, umgeben von einer Runde erlesener Diskutant_innen, die der alte Fuchs lässig in einen sportlichen Wettstreit der Argumente verwickelt hätte.

 

Koestler verdiente übrigens ein Vermögen mit seinen Büchern. Aus Sicht des Urheberrechts war damals noch alles in Ordnung, meinen die Einen. Heute müsse erst um die Anerkennung von «Kunst hat Recht» gekämpft werden. Nicht jede_r solle fremde Inhalte und künstlerische Werke ungefragt und unvergütet nutzen dürfen. Mit dieser Forderung aber würden sich die Künstler_innen zu Kompliz_innen der Kulturindustrie machen, meinen die Anderen.

 

Diese konfliktreiche Grundkonstellation zeichnet die aktuelle Ausgabe der Sendereihe Radio Dispositiv nach. Die Diskutant_innen sitzen lässig und engagiert zugleich bei Herbert Gnauer auf der braunen Ledercouch: ein Lehrstück in demokratischer Aufstellung und spannend wie ein moderner Designklassiker.

Die letzten beiden Teile der Reihe «Ad Acta Kunst, Recht & Internet» am 4. & 11. 6., jeweils 10 Uhr, Radio Orange 94.0.

Download unter: http://no-na.net/dispositiv

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