Augustinerin Vera Vasiljković
«Ich möchte schreiben», habe ich damals der Kurstrainerin vom AMS gesagt, als sie mich als Erwerbslose gefragt hat, was ich arbeiten wolle, was mein größter Wunsch wäre. Das Aussprechen löste den Mut in mir aus, den Augustin anzuschreiben und meine Texte zur Veröffentlichung anzubieten. Das war vor 18 Jahren. Ich bin in Tabanović in Serbien geboren und bin im Alter von 12 Jahren meiner Mutter nach Österreich gefolgt. Hier habe ich nie eine Schule besucht und somit Deutsch schriftlich nie richtig gelernt. Robert Sommer hat mir so liebevoll geantwortet und mir die Chance gegeben, für den Augustin regelmäßig zu schreiben. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich schreibe regelmäßig für die Rubrik «dichter innenteil» biografische Texte, emotionale Geschichten, die mich bewegen, über Erlebnisse und meine Gefühle. Schreiben ist für mich wie eine Therapie, es geht mir gut dabei, beim Malen ebenfalls. Ich schreibe auch in serbischer Sprache, wenn ich Zeit habe. Als Alleinerziehende von drei Töchtern, ein Fulltime-Job, ist Zeit zum Schreiben aber leider etwas Rares. Für mich geht es weniger um die Sprache, in der ich schreibe, vielmehr geht es um die Emotionen, die ich beim Schreiben zum Ausdruck bringe. Meine Sprache ist die Poesie. Ich schreibe gerne für den Augustin, denn der Augustin gibt jedem eine Chance, ob im künstlerischen Bereich oder im Verkauf, indem er Menschen eine Einkommensquelle ermöglicht. Ich bezeichne mich nicht als Künstlerin, denn ich denke, dass in jedem Mensch künstlerische Kreativität steckt, sie ist ein himmlisches Geschenk, ich danke Gott dafür. Ich bin vor 20 Jahren zum Christentum konvertiert, seitdem verspüre ich eine große kreative Kraft, ich lebe besser und bin ausgeglichener. Ich habe früher in der Gastronomie gearbeitet. Bei einer Knieoperation haben die Ärzte was verpfuscht, und seitdem bin ich Invalidin, ich kann nicht arbeiten. Ich habe drei Töchter, Sara ist 30 Jahre alt und Sofia 27, Iovana ist 16, sie, die jüngste, war als Kind sehr gerne im Botanischen Garten in Wien. Ich auch, insbesondere wegen der Bambuspflanzen, da sie mich an Indonesien erinnerten, wo ich öfters mit meinem verstorbenen Mann war. Dort zu sein, bringt mir noch immer Erinnerungen an eine schöne Zeit.
Protokoll: Sónia Melo
Foto : Mario Lang