Melancholischer Faschingsumzugvorstadt

Die Gesichter tragen oft eine ernste Miene oder wirken melancholisch. Mitunter steht die Tristesse im Vordergrund, trotz faschinggeschwängerter Atmosphäre. Dabei sei es zunächst nicht seine Absicht gewesen, diese Seite des Faschings zu zeigen, erzählt der Fotograf Kay von Aspern.

Bild: Momente des Faschings, in denen ein Spaßverbot zu herrschen scheint

Er habe im Laufe der Zeit mal bemerkt, dass in seiner Faschingsserie viele dreinschauen würden, als wäre ihnen der Spaß verboten worden.

Dafür gibt es eine Erklärung. Der Umzug an sich interessiert den Fotografen weniger. Angetan hat es ihm die Phase danach, vor allem aber die «Startzeremonie», also der Moment, wo sich die Teilnehmer_innen zum Umzug treffen. Denn «die meisten kommen unverkleidet an und beginnen damit, sich vor Ort umzuziehen». Dann ist Kay von Aspern mit der Kamera zur Stelle. Oder wenn bereits Verkleidete die Öffis verlassen, wie etwa «der Pinguin, der aus dem Bus steigt».

Ob Pinguin oder Sonnenblume – der Fotograf selber bevorzugte als Kind die klassische Piratenverkleidung «mit Augenklappe und Säbel an der Seite» –, alle Models werden ausschließlich in Schwarzweiß abgelichtet, «um nicht die Buntheit der Kostüme in den Vordergrund zu rücken, sondern die Gesichter, die Mimik», erklärt Kay von Aspern.

Wie die Präposition von im Namen verrät, kommt der Fotograf ursprünglich aus Deutschland. Somit kein an die Seestadt angelehnter Künstlername, was nicht aus der Luft gegriffen wäre bei jemandem, der als Spezialgebiet das Genre Straßenfotografie nennt, sondern ein amtlicher, im Reisepass eingetragener.

Für von Aspern ist Fasching «etwas Urdeutsches» gewesen, das er mit dem Ruhrgebiet in Verbindung gebracht habe – bis er vor zwölf Jahren in Wien angedockt hat. Da habe er bemerkt, dass es auch hier Fasching gebe. Eine für ihn zunächst «exotische» Tatsache und zugleich ein Anlass, um mit der Kamera auszurücken.

Doch heuer, erstmals nach rund zehn Jahren, lässt er den sogenannten Großen Wiener Straßenumzug aus. Dieser wird nämlich zum dritten Mal in Folge im Prater abgehalten – für einen Straßenfotografen «ein bisschen langweilig».

Mehr Faschingsbilder unter:

www.von-aspern.com/carnival

Im «Wiener Winkel», der neuen Fotorubrik auf Seite 4, ist eine weitere Aufnahme von Kay von Aspern zu sehen.