Die schweizerisch-australische Biologin, Sozialwissenschaftlerin und Feministin Renate Klein, Jahrgang 1945, beschäftigt sich seit Jahrzehnten kritisch mit den Technologien der Reproduktionsmedizin. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Susan Hawthorne gründete sie 1991 den feministischen Verlag Spinifex. Nun ist ihr aktuelles Buch Surrogacy – A Human Rights Violation auf Deutsch übersetzt worden: Mietmutterschaft – eine Menschenrechtsverletzung.Sie beschreibt darin die medial meist verschwiegenen fatalen Folgen der Ausbeutung von nicht-privilegierten Frauen als «Brutöfen» und Eizellen-«Spenderinnen», in einer Medizin-Branche, die längst eine global agierende Industrie ist. Klein vermeidet den üblichen deutschen Begriff Leihmutterschaft, weil er ihr zu harmlos erscheint, und verwendet den Begriff Mietmutterschaft. Man erfährt auch, dass eine Eizellenspenderin, die für den Vorgang der Mietmutterschaft zumeist nötig ist, auch keine «Spenderin» ist, da die meisten Frauen Geld für ihre «Spende» bekommen. Es trifft die Realität besser, wenn man sie Eizell-Lieferantin nennen würde.
Kenntnisreich und detailliert erklärt Klein, was die Praxis der Mietmutterschaft konkret für die Frauen und Kinder bedeutet, sozial, psychologisch und medizinisch. Sie legt in einem eigenen Kapitel dar, dass Gedanken über eine Regulierung dieser Praxis nur in einer neoliberalen, kapitalistischen Weltanschauung existieren können, weil es meistens ein Macht- und Geldgefälle zwischen «Bestelleltern» und «Mietmüttern» gibt. Und auch im Falle der Kinder wird das ethische Prinzip, dass Menschen keinen Preis haben, sondern eine Würde, schlichtweg ausgeblendet. Konsequenterweise fordert die Autorin ein globales Verbot. Das Buch zeigt mit zahlreichen Zitaten von Expertinnen zudem auf, dass die Kritik an Mietmutterschaft und grundsätzlich an Reproduktionsmedizin keineswegs – wie oft behauptet wird – nur von konservativen, religiösen Vertreter_innen getragen wird, sondern seit mehr als 40 Jahren auch von feministischer, kapitalismuskritischer Seite.
Renate Klein: Mietmutterschaft – eine Menschenrechtsverletzung. Übersetzt von Doris Hermanns.
Marta Press 2018
224 Seiten, 26 Euro