Mir liegt Vielfalt sehr am Herzentun & lassen

Augustiner Klaus Federmair

Nach meinem Studium der Volkswirtschaft habe ich damit begonnen, mich ein bisschen journalistisch zu betätigen. Ich habe anfangs nur über rechtliche und wirtschaftliche Aspekte des Fußballs geschrieben, meinen ersten Artikel für das Sportmagazin und zwei, drei Mal für den Falter. Ein paar Jahre später wurde ich gefragt, ob ich im AUGUSTIN die Sportseiten betreuen möchte, doch neben meinem damals neuen Job – im Finanzministerium, wo ich immer noch arbeite – und meinem Hobby, dem hintergründigen Fußballmagazin Ballesterer, das ich mitbegründet habe, wäre es nicht möglich gewesen.
Sportjournalist wollte ich nie werden, Journalismus im Allgemeinen hätte ich mir schon vorstellen können, etwa in der AUGUSTIN-Redaktion, aber ich hatte eben schon einen interessanten Job im Finanzministerium. Ich arbeite in der Abteilung für den EU-Haushalt, wo es, kurz gefasst, darum geht, zu sehen, woher die begrenzten Mittel – und dass sie begrenzt sind, ist das Wesen der Ökonomie – kommen und wie man sie verteilt. Dabei treffen Politiker die Grundsatzentscheidungen, und in den 28 EU-Hauptstädten, im Europaparlament und in der Kommission in Brüssel sitzen Leute wie ich, die sich überlegen, wie sich die Umsetzung ausgehen kann.
Mir liegt Vielfalt, auch Medienvielfalt, sehr am Herzen. Beim Lesen von Tageszeitungen finde ich oft dasselbe in sieben verschiedenen Zeitungen. Oft handelt es sich um Meldungen von Presseagenturen, oder der eine schreibt vom anderen ab. Es will auch jeder der Erste sein, dabei bleibt dann offenbar kaum mehr Zeit für Recherchen – ich beneide die Leute nicht, die in den Redaktionen unter solchen Bedingungen arbeiten.
Wenn ich unterwegs bin, bilden sich Sätze oder Geschichten in meinem Kopf. Es klingt jetzt ein bisschen blöd, weil das sagen sonst eher Schriftsteller_innen: Es ist eine Befreiung, einen Text niederzuschreiben, der sich im Kopf schon seit Stunden oder Tagen in Bruchstücken, manchmal in ganzen Sätzen zu formen versucht hat.
In meiner Karenz bin ich mit meinen beiden Kindern sehr viel unterwegs gewesen, vor allem im Brunnenviertel und oft gemeinsam mit einem anderen Vater zweier Kinder. Wenn man mit Kindern unterwegs ist, sieht man vieles aus einer anderen Perspektive. Man erlebt Dinge, die man sonst nicht erleben würde, und man wird sehr oft angesprochen; man braucht für einen Weg von hundert Metern manchmal Stunden.
Daraus sind Geschichten im Kopf entstanden, die ich anfangs gemeinsam mit Christoph [Parzer], dem anderen Karenzpapa, zu Papier gebracht habe. Später ist Christoph nach Oberösterreich gezogen, seitdem schreibt jeder allein alle sechs Wochen seine Spalte für die «nachbar_innenstadt» (in dieser Ausgabe bespielt Christoph Parzer die Kolumne, Anm.).

Protokoll: Reinhold Schachner