Mit E-Fuels in die SackgasseAllgemein

Illustration: Thomas Kriebaum

Klimazone (Mai 2023)

Schon vor Wochen hat Kanzler ­Nehammer gemeinsam mit dem deutschen Verkehrsminister Volker Wissing aufhorchen lassen, als er das EU-weite Ende des Verbrennerautos blockierte. Seitdem schwärmt er in Interviews vor allem für eines: E-Fuels. Das Märchen, das er damit erzählt, klingt verlockend. Niemand muss in Zukunft etwas ändern, wir fahren einfach weiter mit unseren Diesel- und Benzin-Autos, nur tanken werden wir irgendwann grün.
Genau wie bei der Kanzlerrede, in der ­Nehammer sich klimapolitisch von einem Klimakrisen-Leugner inspirieren ließ, nimmt er es bei der Werbetour für E-Fuels mit Fakten nicht so genau. Denn Tatsache ist, ­E-Fuels sind extrem ineffizient. Während man bei direktem Laden mit Strom in einem E-Auto 81 Prozent der Energie zum Fahren nutzen kann, geht bei der Herstellung von E-Fuels und der Verbrennung im Tank 86 Prozent der Energie verloren. Nur 14 Prozent können zur ­Fortbewegung ­genutzt werden. Dieser verschwenderische Umgang mit Energie würde bedeuten, dass wir ein Vielfaches an Windrädern, PV-Anlagen und Wasserkraftwerken bauen müssten, um genügend E-Fuels produzieren zu können. Es ist jedoch bereits eine große Herausforderung, unseren bisherigen Energieverbrauch in Zukunft mit erneuerbaren Energien zu decken – wirklich schaffen werden wir es nur, wenn wir auch Energie sparen und auf Effizienz statt Verschwendung setzen. Das bedeutet auch, die Menge an Autos insgesamt zu reduzieren und auf öffentlichen Verkehr zu setzen.
Wasserstoff und E-Fuels sollten deshalb laut Expert:innen nur dort eingesetzt werden, wo es wenig Alternativen gibt, etwa in der Industrie oder Schifffahrt. Nicht sinnvoll sind sie in unseren Heizungen oder Autos, wo es u. a. mit Elektromobilität und Wärmepumpen viel bessere Lösungen gibt. Der Kanzler verwehrt sich bei seiner Werbetour für E-Fuels zwar «Denkverboten», vergisst jedoch, dass schon viele Menschen vor ihm großartige Denkarbeit für die Zukunft ­gemacht haben.
Wenn Innovation und Klimaschutz mit Hausverstand der ÖVP wirklich wichtig wären, würden sie nicht an ineffizienten Technologien festhalten. Denn Fakt ist: Die meisten Technologien für die Klimawende sind bereits am Markt. Die Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren, ist zu über 80 Prozent mit bereits vorhandenen Technologien möglich. Selbst für den Weg zur weltweiten Klimaneutralität 2050 sind über 50 Prozent der Technologien schon einsatzbereit.
Diese Technologien sind vor allem: Windräder, PV-Anlagen, Wärmepumpen. Aber wo ist die Kanzlerrede für einen rigorosen Ausbau erneuerbarer Ener­gien? Wo ist das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das uns den Ausstieg aus 600.000 Öl- und 900.000 Gasheizungen österreichweit erleichtert? Wo bewirbt der Kanzler die Potenziale der Geothermie?
Die ÖVP setzt statt auf marktreife und zukunftsfähige Technologien lieber auf Scheinmaßnahmen und startet mit dem ­Auto-Gipfel des Kanzlers in einen Vorwahlkampf, der dem letzten Jahrhundert entsprungen sein könnte. Diese Politik können wir uns in Zeiten der Klimakrise nicht mehr leisten!